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Amerika half uns auf die Beine

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Vor 30 Jahren, am 6. Juni 1950, unterzeichnete Österreich das Fulbright-Abkommen mit den Vereinigten Staaten von Amerika. Seither ist Österreich an einem der größten internationalen Bildungsvorhaben unseres Jahrhunderts, einem nach dem amerikanischen Senator J. William Fulbright benannten akademischen Austauschprogramm, beteiligt.

Das Fulbright-Programm wird in Österreich - wie in insgesamt 44 Ländern -von einer binationalen Kommission geführt, deren Mitglieder von der österreichischen und der amerikanischen Regierung ernannt werden. Sektionschef Walter Brunner vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, derzeit Vorsitzender der Kommission, und Prof. Anton Porhansl, deren Generalsekretär, legten nun eine beachtliche Bilanz für drei Jahrzehnte vor.

Zwischen 1951 und 1980 nahmen 1.968 östereicher und 1.169 Amerikaner am österreichischen Fulbright-Programm teil. Weltweit waren es von 1949 bis 1978 über 82.000 Teilnehmer aus rund 120 Staaten und über 44.000 amerikanische Staatsbürger. Von den österreichischen Fulbright-Stipendia-ten haben auch viele außerhalb von Wissenschaft und Forschung Karriere gemacht, etwa als Politiker, Diplomaten, Ökonomen und Journalisten.

Nach Fachgebieten entfallen von den Österreichern die meisten auf Sprache und Literatur (523), Wirtschaftswissenschaften (196), Medizin (129), Soziologie und Sozialarbeit (119), Ingenieurwissenschaften (112), Rechtswissenschaften (109), Erziehungswissenschaften (99) und Chemie (96). Bei den Amerikanern dominieren eindeutig Sprache und Literatur (363), Musik und Musikwissenschaft (351) und Geschichte (137).

Das Gros bei dem Austausch waren die Studenten - 1.181 Österreicher und 798 Amerikaner -; als Gastdozenten und Forscher wirkten 474 Österreicher an über 120 amerikanischen Hochschulen, während aus Amerika 290 Gastdozenten und Forscher nach Österreich kamen.

In den ersten zwölf Jahren wurde das

österreichische Fulbright-Programm von den USA finanziert, seit 1963 trägt Österreich zwei Drittel der Kosten aus ERP-Mitteln, die allerdings langsam schwinden, da die Zinsen aus dem Stammkapital und die US-Gelder nicht reichen, das jährliche Budget von etwa 6,5 Millionen Schilling aufzubringen. Mehr als zwei Millionen müssen jährlich aus dem Stammkapital zugeschossen werden.

Der bisherige Gesamtaufwand des österreichischen Fulbright-Programms beläuft sich auf fast 162 Millionen Schilling seit 1950. Für jeden Dollar, der aus Fulbright-Mitteln für österreichische Teilnehmer aufgewendet wird, kommen - so Sektionschef Brunner -sechs Dollar aus anderen, hauptsächlich amerikanischen Quellen - Stipendien, Lehr- und Forschungsaufträge etc. - hinzu.

An Österreicher werden im allgemeinen nur Reisestipendien vergeben, die Studien- und Aufenthaltskosten tragen zum Großteil die amerikanischen Gastinstitutionen. Österreichs Hochschulen ist die gleiche Kostenübernahme nicht möglich, hier bezahlt die Fulbright-Kommission die Kosten der Reise-, Studien- und Aufenthaltsstipendien für amerikanische Studenten, Lehrer und Forscher.

Prof. Porhansl erklärte, es kämen im allgemeinen genügend Bewerber, räumte aber ein, man könnte die Information über das Fulbright-Programm sicher verbessern.

Das wäre in einer Zeit, in der „Antiamerikanismus” leider kein Schlagwort zu sein scheint, wohl auch nötig. Sektionschef Brunner erinnerte an Aussagen von Altvizekanzler Fritz Bock anläßlich des Staatsvertragsjubiläums, wonach Österreich auf die amerikanische Hilfe nach 1945 nicht vergessen dürfe. Das muß auch für den wissenschaftlichen Bereich gelten. Daß sich der Initiator des Fulbright-Programms, Senator Fulbright, stets gegen eine Wurzel des Antiamerikanismus, das US-Engagement in Vietnam, gewendet hat, sei in diesem Zusammenhang nur am Rande erwähnt.

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