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Weltbürger werden
Die Person: J. William Ful-bright. Die Leistung: kaum überschätzbar. Der Anlaß: sein Tod, den die Leistung lange überdauern wird.
Die meisten haben seinen Namen schon gehört. Die wenigsten können damit sehr viel anfangen. Aber man erinnert sich: Irgend etwas hat er nach Ende des Zweiten Weltkriegs getan, um einen internationalen Studentenaustausch in Gang zu setzen. Und das war ihm »eingefallen: Die US-Armee verkauft in den Ländern, wo sie derzeit stationiert ist, Überschußgüter, die sie nicht mehr nach Hause bringen will, die dort aber sehr fehlen. Der Erlös wird auf Konten gesammelt und mit deren Zinserträgen ein Beiseprogramm für Studenten in die USA (und später auch umgekehrt) finanziert.
Der damit verbundene Zielgedanke hat sich als außergewöhnlich fruchtbar erwiesen: Wer in seiner Jugend ein Jahr in einem fremden Land, einer neuen Zivilisationsumgebung verbringt, wird fürs Leben geprägt. Viele Teilnehmer am Fulbright-Programm -aus Österreich waren es bis heute rund 3.000, weltweit über 100.000 - kehrten schon damals kritisch aus dem Gastland zurück, viele sind es später geworden.
Aber keiner hat sich zum Amerika-Fresser gemausert. Man hat die guten Eigenschaften des Volkes und die Schönheiten des Landes schätzen, die Schattenseiten respektieren und in ein kritisches Weltbild einordnen gelernt, in dem auch das eigene Land einen relativierten, aber durchaus nicht verringerten Stellenwert erhielt.
Gleiche Erfahrungen machten wohl die Amerikaner, die als Studenten und Professoren nach Österreich kamen - bisher 1.900 an der Zahl, aber diese wächst weiter, weil die Zinsen glücklicherweise nicht abgeschafft worden sind und der Fulbright-Reise-fonds solcherart zum perpetuum mobile einer weltumspannenden Rildungspolitik geworden ist. Außerdem lernen Fulbright-Sti-
Eendiaten eine Fremdsprache im Imfeid von deren geistiger Behausung, und das ist der beste Schlüssel zum Verständnis der Seele eines Volkes. Weltbürgertum setzt Fremdsprachenkenntnis voraus, und ohne Weltbürgertum wird man heute auch nicht mehr Patriot, sondern Kleingeist. Davon legen die Unkultur und die sprachliche Insensibilität der gegenwärtigen österreichischen Innenpolitik drastisch Zeugnis ab.
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