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Ohne GMAT kein Staat

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Österreicher, die ein Post-Gra- duate-Studium im Ausland anpei- len, sollten wegen der Bewer- bungsfristen rund zwei Jahre vor- planen.

Zunächst ist zu überlegen, wo und was man studieren will. Der Fach- professor kann dabei eine Hilfe sein. Leute mit Post-Graduate-Erfah- rungen werden meist überschweng- lich die eigene Institution empfeh- len, denn Österreicher, die gemein- sam am Insead in Fontainebleau oder an der Harvard University waren, verbindet oft eine so enge Beziehung miteinander und mit der besuchten Institution, wie sie Ab- solventen der Universität Wien meist völlig fremd ist.

Danach hat man sich kritisch zu fragen, ob man die nötige Qualifi- kation mitbringt. Die meisten re- nommierten Einrichtungen ver- langen gute (550 Punkte), wenn nicht sehr gute (600 Punkte) Ergeb- nisse beim TOEFL (Test of English as a Foreign Language), Manager- Eliteschulen auch beim GMAT (Graduate Management Admission Test). Ohne solche Tests, die in Österreich in Wien (Austro-Ameri- can Institute of Education, Opern- ring 4), Graz und Innsbruck abge- legt werden können, ist wenig Staat zu machen.

Dann gilt es, die Bewerbungs- termine einzuhalten (es empfiehlt sich, Bewerbungen bei mehreren Schulen einzureichen, um irgendwo eine Zulassung zu bekommen, denn viele Bewerbungen werden abge- lehnt). Parallel ist natürlich, mit Hilfe der für Stipendien in Frage kommenden Institutionen (Wissen- schaftsministerium, Bun- deswirtschaftskammer, Landes- regierungen, Fulbright-Kommis- sion...), die Frage der Finanzierung zu klären. Auch die Ansuchen für Stipendien müssen zu bestimmten Terminen gestellt werden, oder es kann ein Jahr verloren sein. Die Zulassung der Schule muß beim Stipendienansuchen noch nicht vorliegen, erst, wenn die erste Rate des Stipendiums ausgezahlt wer- den soll!

Sehr teuer und sehr schwierig ist vor allem der Einstieg in eine Aus- bildung zum „Master of Business Administration". An manchen Schulen kommt nicht einmal ein Zehntel der Bewerber zum Zug, pro Studienjahr müssen bis zu 300.000 Schilling (Lausanne) hingeblättert werden. Den besten Ruf unter die- sen Eliteschmieden haben in Euro- pa derzeit - laut Cox Communica- tions Consultants in Frankfurt - das International Management Institute (IMI) in Genf, das Institut Superieur des Affaires (ISA) in Jouy-en-Josas und die Rotterdam School of Management (RSM). Im Spitzenfeld liegen auch nach wie vor das Insead in Fontainebleau, das lese in Barcelona und die Lon- don Business School.

Viele Wirtschaftswissenschafter und Juristen, aber auch Absol- venten anderer Fächer zieht es auch an das Europa-College in Brügge, ans Bologna-Center der John Hop- kins University oder an das Euro- päische Hochschulinstitut in Flo- renz.

Soll es nach Amerika gehen, ist die Fulbright-Kommission in der Wiener Schmidgasse 14 die rich- tige Adresse. Dieser ist die Vergabe der USA-Stipendien des Wissen- schaftsministeriums (Höchstalter 35 Jahre) anvertraut - und die Ent- scheidung über die Fulbright-Sti- pendien (Höchstalter 30 Jahre), wobei bereits am 15. Juli 1990 Bewerbungsschluß für das Studien- jahr 1991/92 ist!

Jährlich bewerben sich etwa 150 Leute, großteils Graduierte, um ein Fulbright-Stipendium, zirka 45, also 30 Prozent, erhalten es, berich- tet Günter Frühwirth, Generalse- kretär der Fulbright-Kommission. Für US-Stipendien des Ministe- riums lagen im vorigen Studien- jahr 210 Anträge vor (davon etwa ein Drittel Graduierte), von denen 118 genehmigt wurden.

„Für nächstes Jahr konnten wir bereits sieben Leute in Harvard unterbringen, drei Juristen, zwei Architekten, einen Chemiker und einen Betriebswirt", strahlt Früh- wirth, der aber gleichzeitig be- tont, daß die USA neben den be- kanntesten - Harvard, Yale, Ber- keley, Stanford - noch viele ande- re ausgezeichnete Universitäten besitzen.

Betriebswirte und Juristen ma- chen - so Frühwirth - am meisten von den Post-Graduate- Angeboten (und das nicht nur in Amerika) Gebrauch, kaum hingegen Angli- sten. Ein Grund in seinen Augen: Österreichs Schulbehörden sind unverständlicherweise nicht ge- neigt, Amerika- oder England- Aufenthalte bei der Anstellung von Englischlehrern als Bonus zu wer- ten, sondern gehen streng nach Warteliste vor.

Gerade aus der Anglistik, aber auch aus anderen Fachbereichen müßte es nach Meinung Früh- wirths noch bessere Bewerber als derzeit geben. Insgesamt schneiden die Österreicher in Amerika aber ausgezeichnet ab, hinterlassen meist einen sehr guten Eindruck bei den Gastgeberuniversitäten und bereiten damit den Boden für weitere gern gesehene Gäste aus Österreich.

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