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Aushängeschild Diplomatenakademie

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„Post graduate" im reinsten Sinn des Wortes umfaßt Ausbildungen, die nur Absolventen einer Hoch- schule offenstehen, über ein paar Tage oder Wochen hinausgehen und mit einem Zeugnis abgeschlossen werden. Der weite und ständig zunehmende Bereich von zur Wei- terbildung bestimmten Seminaren, Sommerakademien und derglei- chen fällt nicht unter die klassische Definition von „Post graduate". (Freilich ist auch manche Post- Graduate-Ausbildung im Ausland nur für die dort fremden Österrei- cher „Post graduate", für die dorti- gen Inländer aber nur das landes- übliche Fachstudium.)

Am meisten profitiert der Jung- akademiker sicher von einer Wei- terbildung im Ausland, weil ihn dort neben der fachlichen Fortbildung auch die Auseinandersetzung mit der Sprache und Kultur eines an- deren Landes bereichert. Wer aber diesen Weg nicht beschreiten kann oder will, sei es aus finanziellen oder anderen Gründen, der muß sich mit dem sicher nicht alle Wünsche abdeckenden Angebot in Österreich zufrieden geben.

Die Teilnahme an den Hoch- schullehrgängen und Hochschul- kursen, die für alle Wissensgebiete von der Theologie bis zur Kunst in der informativen Broschüre „Wei- terbildung an der Universität 1990" des Bundesministeriums für Wis- senschaft und Forschung angeführt sind, hat meist keinen Studienab- schluß zur Voraussetzung und er- fordert in vielen Fällen auch nicht jenen intensiven Zeitaufwand wie Post-Graduate-Studien im Aus- land. Nützlich sind diese an Öster- reichs Hochschulen ausgeschriebe- nen Kurse, die in der Regel mit einem Zertifikat abgeschlossen werden können, aber sicher, bei- spielsweise der traditionsreiche Lehrgang am Institut für Österrei- chische Geschichtsforschung, der allen, die in Archiven oder Museen arbeiten wollen, dringend zu emp- fehlen ist.

Aushängeschild unter Österreichs Post-Graduate-Angeboten ist die 1964 gegründete Diplomatische Akademie in Wien, an der vor allem Juristen die viersemestrige Ausbil- dung in Angriff nehmen. Für Jung- akademiker ist auch das Programm des Instituts für Höhere Studien in Wien gedacht. Hingegen geht es bei diversen Manager-Training-Pro- grammen (wie Hernstein, Akade- mie für Führungskräfte oder Euro- päisches Topmanagement College) in erster Linie um die Weiterbil- dung von Führungskräften mit mehrjähriger Praxis, nicht um Postgraduierten-Kurse.

Der internationale Hit unter den Post-Graduate-Studien, die ein- bis zweijährige Ausbildung zum „Master of Business Administra- tion" (MBA), wird allerdings in Österreich noch nicht angeboten. Die am meisten versprechenden Ansätze in diese Richtung zeigen sich in Krems, an der Wiener Wirt- schaftsuniversität und am Salz- burger Management Institut, das im attraktiven Schloß Rif als „rot- weiß-rotes Fontainebleau" seine Pforten öffnen will. Beide Projekte brauchen aber noch Zeit und sicher viel Geld.

Ebenfalls noch im Aufbau sind die Wissenschaftliche Landesaka- demie in Krems (siehe nebenste- henden Beitrag) und die aus dem Tiroler Symposion „Kraftfeld Län- genfeld" hervorgegangene Wiener Akademie für Zukunftsfragen, die den Kongreß „Ökologia" veranstal- tet und mit ihrem Programm die im Post-Graduate-Bereich dominie- rende Ökonomie mit der notwendi- gen Ökologie ergänzt.

Die große Frage ist, wie weit sich diese Einrichtungen internationales Renommee verschaffen und, was heute ein Gebot der Stunde er- scheint, mit ihrem Angebot auch in den Osten Europas hineinwirken können.

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