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Studium abgebrochen! Was nun?

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Es war eigentlich doch nicht das Wahre für mich", blickt Alice Brandstetter (24) auf ihre Zeit als Biologiestudentin zurück. Nach drei Semestern kehrte sie der Uni Salzburg den Rücken. Interessiert habe sie das Studium schon, „aber irgendwie war ich eine Träumerin, so nach dem Motto: ich werde einmal Forscherin in Südamerika", bilanziert sie heute nüchtern. Was sie wirklich wolle, habe sie „damals noch nicht kapiert". So wie Alice ergeht es vielen, die zwar voller Hoffnung, aber meist ohne konkrete Vorstellungen ein Studium beginnen. Rund fünfzig Prozent aller Studenten und Studentinnen verlassen früher oder später die universitären Pfade.

Die Motive dafür sind vielfältig und individuell verschieden. Einer deutschen Studie zufolge führen „Zweifel an der persönlichen Eignung für ein Studium" die Hitliste der Abbruchsgründe an, gefolgt von der „Furcht vor Mißerfolgen" und dem „Ausbleiben von Erfolgserlebnissen". Weiters treiben „finanzielle Schwierigkeiten", aber auch „Interessen, Erfolge und Angebote auf anderen Gebieten" die Studierenden aus den Hörsälen.

Keine Tragödie

Wesentliche Unterschiede gibt es aber nicht nur bei der Motivation, sondern auch beim Zeitpunkt des Abbruchs: „Entweder sie kommen im ersten, zweiten Semester oder dann, wenn sie schon länger - acht, neun Semester - studiert haben", berichtet Gertrude Aumüllner, Leiterin des Wiener Arbeitsmarktservice (AMS) für Jungakademiker aus ihrer Beratungserfahrung.

Ein Abbruch des Studiums - aus welchen Gründen auch immer -muß noch lange nicht das Ende aller Hoffnungen bedeuten. „Man kann es auch als Chance betrachten", meint Aumüllner: „Wenn man sieht, daß die Studienrichtung, die man gewählt hat, nicht die richtige ist, ist es besser, rechtzeitig abzubrechen, um neu zu beginnen."

Ähnlich sieht es Eva Massoth von der Psychologischen Studentenberatung Wien: „Wenn man - aus Mangel an Alternativen - noch drei, vier Semester weiter inskribiert, aber eigentlich nichts mehr tut, geht sehr viel an Elan und Motivation verloren." In einem solchen Fall sei es besser, „lieber heute als morgen abzubrechen". Wer mit dem Gedanken „schwanger" geht, sich von der Uni zu verabschieden, kann gleich bei mehreren Stellen Rat suchen: Die Psychologische Studentenberatung versucht ebenso Hilfestellung zu geben wie diverse Berufsinformations-jentren (BIZ), zum Beispiel des Arbeitsmarktservice (AMS) oder der Handelskammer (Adressen und Hinweise siehe Teil 2 der Serie). Auch bei der Maturantenberatung des AMS können (potentielle) Studienabbrecher Entscheidungshilfen suchen. Weitere Anlaufstellen sind das Wirtschafts- (WIFI)und das Berufsförderungsinstitut (bfi).

Nach der Entscheidung, sein Glück abseits der Uni zu versuchen, ist es zunächst einmal notwendig, „einen Status quo zu erheben", meint Aumüllner. Die Frage: „Wo stehe ich und welches Ziel habe ich in meinem Leben?" müsse ernsthaft geklärt werden. Dann könne man darangehen, „die Rahmenbedingungen abzuklären" und sehen, „was unter den neuen Voraussetzungen noch möglich ist".

Praxis-Tauglichkeit

Diese „Rahmenbedingungen" sind freilich nicht für alle Studienabbrecher gleich. Die Chance, sofort auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, wird wesentlich mitbestimmt von der „Praxistauglichkeit" des bisherigen Studiums. „Ein Wirtschaftsuni-Student, der bereits betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse erworben hat, wird es erheblich leichter haben als etwa ein Germanistik-Student, der sonst nichts vorzuweisen hat", warnt Aumüllner gleich vor neuen Illusionen.

Auch sei die Ausgangsposition eines erst- oder zweitsemestrigen „Uni-Flüchtlings" anders zu beurteilen als jene eines „altgedienten" Studienabbrechers. „Wenn mir das im zweiten Semester passiert, dann ist das in Ordnung, dann bin ich eben Maturant", erklärt Eva Massoth. Wenn man sich aber im 15. Semester in der Privatwirtschaft vorstelle, müsse man seinen Lebenslauf schon einleuchtend erklären können. Ohne besondere Zusatzqualifikationen habe man dann keine guten Karten.

Sowohl für Frühabbrecher als auch für Uni-Veteranen gilt jedoch eines: Mit einer gezielten Weiterbildung sind die Einstiegschancen erheblich höher: „Noch bevor man sich auf dem Arbeitsmarkt umsieht, sollte man danach trachten, seine Qualifikationen zu verbessern", bringt es Massoth auf den Punkt (Hinweise dazu siehe Kasten unten).

Teil 9: Fachhochschulen, der hksse-re Kontakt in die Bkrufswelt

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