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Harter Konkurrenzkampf

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Welche Erwartungen und Hoffnungen setzen junge Menschen in den Besuch einer berufsbildenden Schule? Die FUR-Cl D£ sprach darüber mit Schülerinnen und Schülern einer 3. Klasse der Bundeshandelsakademie der Gemeinde Neumarkt am Wallersee im Bundesland Salzburg:

Für die meisten, die nach dem Abschluß der Hauptschule noch keine konkreten Vorstellungen vom künftigen Beruf haben, öffne die Handelsakademie viele Wege, erklären die Jugendlichen auf die Frage, warum sie gerade die HAK gewählt haben: Matura zu haben, sei „später in jedem Fall gut”, die Matura am Gymnasium biete zu wenig berufliche Perspektiven: „Die. Wirtschaftsausbildung öffnet mehr Berufschancen als die AHS-Matura allein, aber auch die allgemeinbildenden Fächer und Sprachen spielen eine wichtige Rolle”, sagt beispielsweise Matthäus. Und der Weg an die Universitäten sei mit der HAK-Matura ebenfalls offen.

Die Frage, ob nur oder vor allem wirtschaftlich Interessierte die HAK wählen, wird unterschiedlich beantwortet: Sie gehen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in die Wirtschaft, sondern werden nach der Matura auf der Pädagogischen Akademie die Ausbildung zur Volksschullehrerin beginnen, erzählen Eva und Katharina. „Ich weiß, daß die Chancen für Lehrer momentan nicht gut sind. Sollten die Berufsaussichten noch immer schlecht sein, wenn ich fertig bin, werde ich weiterstudieren.” Betriebswirtschaftslehre, denn das interessiere sie auch.

Stephan gehört zu den wenigen in der Runde, die den Abschluß der HAK nicht automatisch als Garantie für einen sicheren Beruf betrachten: Ihn stimmten der Abbau von Arbeitsplätzen im Bank- oder Versicherungswesen, aber auch die großen Veränderungen bei den Arbeitstechniken in den großen Firmen nachdenklich. „Ich frage mich manchmal, ob ich überhaupt auf dem richtigen Weg bin und tatsächlich eine adäquate Arbeit bekommen werde.” Er beruhigt sich aber mit der Tatsache, daß die Arbeitslosigkeit unter schlecht ausgebildeten oder unqualifizierten Arbeitnehmern noch höher sei.

Diese Überlegung bringt das Thema „lebenslanges Lernen” zur Sprache. Die jungen Leute kommen gar nicht auf die Idee, mit dem Erhalt ihres Maturazeugnisses „ausg'lernt” zu haben: „Dran bleiben, sich weiterbilden in den Bereichen, in denen man arbeitet. Das ist wichtig”, ist Lisi überzeugt. Die meisten Jugendlichen in der Klasse stehen auf dem Standpunkt, irgend eine Arbeit würden sie in jedem Fall bekommen und auch annehmen. Selbst dann, wenn sie dafür überqualifiziert sind. Marion bringt diese Einstellung auf den Punkt: „Wenn man jung ist, und zunächst nicht die Arbeit bekommt, 'fuTienlan ausgebiTSe? ist, macht anderes.”

LJjSesneispiel zeigt eine bemerkenswert realistische Einstellung: die jungen Leute haben erkannt, daß die Kluft zwischen Qualifikation und Beschäftigungsmöglichkeit zunehmend breiter wird. Die Ausbildung in einer berufsbildenden Schule ist keine Garantie mehr, in einem einschlägigen Beruf auch sofort tätig werden zu kön -nen. Wer diese „psychische Mobi-htat” zeigt nämlich seine Erwartun-gen fcfrffte?! wenig herurip? scnr3tib auf jeden Fall feinen

Gemessen an den Arbeitslosenzahlen sind die Berufschancen für Absolventen der berufsbildenden höheren Schulen noch recht gut. SdMReriger wird es nur für die Absolventen der mittleren Schulen. Der Grund liegt in einem beinharten Verdrängungswettbewerb. Die Jobs der Handelsakademiker beispielsweise besetzen jetzt Betriebswirte und Handelswissenschaftler; in jene Positionen, die früher für Handelsschüler vorgesehen waren, arbeiten jetzt HAK-Absol-venten. Mit ähnlichen Entwicklungen kämpfen die Absolventen der HTLs.

Lohnt es sich, auf bessere Zeiten zu hoffen? Eher nicht. „Die Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren' noch verschärfen”, meint - S|ellver-tretend für viele andere Experten, mit denen die FlJRCHK sprach - der Präsident des oberösterreichischen Lan-desschulrates, Johannes Biedl: „Die Qualifikationsansprüche in den Betrieben werden noch zunehmen.” So seien schlechte Noten auf jeden Fall bereits ein Nachteil beim Start ins Berufsleben. Zunehmend nachgefragt werden von den Firmen Zusatzqualifikationen wie Fremdsprachenkenntnisse, rhetorische Fähigkeiten (!) sowie räumliche und geistige Mobilität: So melden zum Beispiel Direktoren der höheren Schulen, daß ein Teil der Absolventen nicht bereit sei, einen etwas weiter von ihrer Heimatstadt entfernten, guten Job anzunehmen. Man gebung in Warteposition nach der Schule, einen Job bekommt? Maria Hofstätter vom Arbeitsmärktservice, Abteilung Berufsinformations- und Qualifikationsforschung empfiehlt den Gang in eines der Berufsinformationszentren (siehe Fur-chk-Serie, Teil 2).

Natürlich freut es kaum jemanden, gleich nach Schulschluß schon wieder einen Weiterbildungskurs machen zu müssen. Aber schon heute kommt keiner mehr umhin, sich im Berufsleben stets aufs neue zu informieren und zu orientieren.

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