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Auf welchem Weg zur Matura ?

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Private Schulen mit Maturaabschluß erwiesen sich schon oft als Pioniere wichtiger Entwicklungen

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Private Schulen mit Maturaabschluß erwiesen sich schon oft als Pioniere wichtiger Entwicklungen

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Die wohl schwierigste Entscheidung, vor der Eltern stehen, wenn es um die weitere schulische Laufbahn ihres Kindes nach Absolvierung der Volks- bzw. Hauptschule geht, ist sicherlich die: Welche Weichenstellung für

Von ELFI THIEMER die berufliche Zukunft ist am besten? Soll es eine Schule mit abgeschlossener Berufsausbildung und Matura (z. B. eine Handelsakademie) oder eine Allgemeinbildende Höhere Schule sein?

Heute sind viele Eltern sehr verunsichert. Die Absolvierung einer AHS und in weiterer Folge der Besuch der Universität sind keine Garantien mehr für einen „sicheren”, noch dazu der Ausbildung entsprechenden Job.

Andererseits hat sich auch das Image von berufsbüdenden Schulen deutlich verbessert, und ein

Absolvent der Handelsakademie wird nicht mehr als potentieller Kandidat für eine Großbank angesehen. Bedingt durch die neuen Entwicklungen beispielsweise im Technologiebereich eröffnen sich gerade bei der kaufmännischtechnischen Ausbildung eine Reihe neuer Berufsbilder.

Zwar gibt es ausgeklügelte Tests, um festzustellen, wo die Fähigkeiten jedes Kindes liegen (könnten), die letzte Entscheidung liegt aber bei den Eltern.

Das Angebot an privaten Allgemeinbildenden und Höheren Schulen ist unterschiedlich und vor allem natürlich in Wien recht breit gefächert (siehe Kasten).

Welche Vorzüge Privatschulen dabei im allgemeinen bieten, wurde in den ersten beiden Folgen dieser Serie sehr ausführlich behandelt (FURCHE Nr. 18 und 19). Sie reichen von den Möglichkeiten einer individuellen Betreuung der Kinder bis zur Unterbringung in umfassenden Schulen, d. h. von der Volksschule bis zur Absolvierung der Matura hat ein Schüler alle Einrichtungen und Schultypen unter einem Dach. Der Wechsel von Freunden und einer vertrauten Umgebung fällt somit weg.

Mehr „Drumherum”

Eines ist klar: Den Privatschulen mit öffentlichkeitsrecht sind auch bei ihrer Ausbildung natürliche Grenzen gesetzt. Sie müssen oder sollen sich bei Lehrplänen und Ausstattung mit Unterrichtsbehelfen an den gesetzlichen Rahmen halten. Aber beim „Drumherum” haben die Privatschulen die größere Flexibilität, den Unterricht belebend zu gestalten oder auf sich abzeichnende Entwicklungen zu reagieren. Es haftet ihnen daher auch nicht so der Geruch des „Amtes” an, mit dem öffentliche Schulen zu kämpfen haben. Und sie können auch die Latte der Anforderungen etwas höher legen als andere Schulen. Etwas, was nicht zuletzt den guten Ruf der Privatschulen ausmacht.

Bedingt durch die relative Kleinheit und Uberschaubarkeit einer Privatschule funktioniert auch die Zusammenarbeit zwischen Lehrern, Schülern und Eltern besser. Ein Vorteil, den die meisten Eltern entsprechend honorieren, indem sie intensiv auch am Schulleben teilnehmen (Veranstaltungen etc.). Es gelingt auch so, Verständnis für manche finanzielle Bedürfnisse etwa bei der Beschaffung von zusätzlichen Lehrmitteln zu wecken. Ebenfalls ein Grund, warum gerade die Privatschulen auf dem Gebiet der AHS und BHS zu Speerträgern und Pionieren von sich abzeichnenden Entwicklungen durch entsprechende Schulversuche wurden.

So wurde beispielsweise an einigen Allgemeinbildenden Höheren Schulen schon 1970 Elektronische Datenverarbeitung (EDV) im Rahmen beispielsweise des Mathematikunterrichts angeboten. Direktor Erich Schmutz vom Kollegium Kalksburg, um nur ein Beispiel zu nennen, erschnorrte sich ein Kleingerät von einer Computerfirma: „Die Firmen haben damals schon ein offenes Ohr für die Schulen gehabt”, resümiert er. Informatik soll ja ab Herbst — mehr als ein Jahrzehnt später - verpflichtend für die AHS vorgeschrieben werden. Ubereinstimmend führen aber die Privatschulen Klage, daß dabei auf ihre Erkenntnisse in den jahrelangen Versuchsarbeiten nicht zurückgegriffen wird. Sie sind bekanntlich nicht die einzigen, die Zweifel am Standard dieses Projektes haben.

Auch Maschinschreiben war an etlichen privaten AHS ein Schulversuch schon zu Beginn der siebziger Jahre als dieser Tätigkeit eher der Geruch von Büromuffeln anhing. Heute aber ein großes Plus beispielsweise bei der Bedienung eines Computers ist. In einigen Allgemeinbildenden Höheren Schulen läuft seit Jahren der Versuch sogenannter Tagesheimschulen. Diese Schulen bieten auch noch nach Unterrichtsschluß eine spezielle Betreuung an.

Aus der Sicht der Eltern sicherlich ideal, wenn beide berufstätig sind und ihr Kind in guten Händen wissen wollen. Für die Schüler sind dabei zwei Stunden am Nachmittag zum Lernen verpflichtend vorgeschrieben. Zusätzlich können sie je nach Schule und, wenn Bedarf besteht, vom jeweiligen Professor noch „Nachhilfe” in den Schularbeitsfächern erhalten, z. B. richtiges „Lernen lernen”. Der Rest der Zeit gehört den Schülern. Sie können selbst entscheiden, was sie unternehmen, wie sie ihre Freizeit gestalten möchten. An Animation fehlt es dabei nicht.

Auch auf dem Gebiet der Berufsbildenden Höheren Schulen laufen eine Reihe von Schulversuchen. Manche private Handelsakademien haben — wie beispielsweise die des Fonds der Wiener Kaufmannschaft — eine Wirtschaftsorganisation als Schulerhalter. Das bringt eine Reihe von Vorteilen: Diese Schulen — und nicht nur die des Fonds — arbeiten intensiv mit der Wirt-

(Fortsetzung auf Seite 17)

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