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Motiv: Qualität

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Während durch sinkende Geburtenraten die öffentlichen Schulen schon mit akutem Schülermangel zu kämpfen haben, hält der Ansturm auf die katholischen Schulen unvermindert an. Was aber macht die Faszination der katholischen Schulen aus? Was bewegt immer mehr Eltern, ihre Kinder in katholische Schulen zu schicken?

Die Antworten der Eltern sind ganz eindeutig. Bei einer Umfrage des Hauptverbandes Katholischer Elternvereine Österreichs waren die meistgenannten Argumente:

• Der gute Ruf der Schule war ausschlaggebend

• Das Lehrpersonal ist besser als an öffentlichen Schulen

• Die Erziehung des ganzen Menschen (Körper, Geist, Seele) wird nur an der katholischen Schule geboten

• Es wird intensiver gelernt als an öffentlichen Schulen

1An einer katholischen Schule ist kein Massenbetrieb

Kurz gesagt: Die Eltern sind der Meinung, daß die katholischen Schulen keine reinen Wissensvermittlungsanstalten sind, sondern Qualität und Weltanschauung bieten.

Das Kind beziehungsweise der Jugendliche wird nicht als „Schülermaterial“ behandelt, sondern als vollwertiger Mensch erzogen.

Ein Mehr an persönlicher Betreuung und individueller Behandlung bedeutet aber auch ein Mehr an Verantwortung der Schüler und vor allem der Eltern.

Um diese Erziehung zu gewährleisten, dürfen unsere Schulen nicht als Aufbewahrungsanstalten gesehen werden, sondern sie fordern zur aktiven Mitarbeit heraus und fördern das gegenseitige Verstehen von Schule und Elternhaus.

Wenn wir das primäre Erziehungsrecht der Eltern reklamieren, dann verlangt das von uns, daß wir auch in der Schule aktiv mitarbeiten. Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, daß die

Schulpartnerschaft an den katholischen Schulen eine lange Tradition besitzt und schon vor den schulgesetzlichen Bestimmungen an den meisten Schulen gut funktioniert hat.

So ist zum Beispiel der Eltem- verein an den katholischen Schulen ein nicht wegzudenkender Bestandteil der Schulpartnerschaft, der die vielfältigsten Aufgaben innerhalb der Schulgemeinschaft übernimmt. So unterstützen die Elternvereine bedürftige Mitschüler, finanzieren Freizeiteinrichtungen, helfen bei der Beschaffung teurer Unterrichtsmittel (zum Beispiel: Computer für Informatik), um nur einige Beispiele zu nennen.

Aber nicht nur an die Eltern, auch an die Lehrer stellt die katholische Schule besondere Anforderungen. Von ihnen wird nicht nur reine Wissensvermittlung, sondern Werterziehung gefordert, die es nötig macht, daß die Lehrer ihre ganze Persönlichkeit und nicht nur ihre intellektuellen Fähigkeiten in ihren Beruf einbringen.

In Anbetracht der jetzigen technischen und wissenschaftlichen Möglichkeiten muß der Mensch immer mehr erkennen, daß er nicht alles tim soll, was er tun kann. Es geht nicht nur darum, was man tut, sondern wie man manches tut. Bei der Frage nach dem „Wie“ klingt aber sofort die Ethik und die Moral an. Fragen wie Umweltzerstörung, Gen-Manipulation oder Abtreibung stehen nicht im wertfreien Raum, sondern verlangen neben der Vermittlung von Wissen über diese Themen auch die Vermittlung von Wertvorstellungen. Dieser Aufgabe sind sich die Lehrer an katholischen Schulen in einem viel stärkeren Maße bewußt, als dies an der öffentlichen Schule derzeit der Fall ist.

Last, but not least stellt die katholische Schule auch noch besondere Anforderungen an die

Schüler, die diese Schulen besuchen. Ein Unterricht, der sie als ganze Menschen anspricht, verlangt ein aktiveres Mitarbeiten als bei bloßer Wissensvermittlung. Darum funktioniert an den katholischen Schulen auch die Schülermitbestimmung meist sehr gut. Wenn der Schüler von vornherein zur Mitarbeit an der Schule herausgefordert wird, ist es nicht verwunderlich, daß die Schülermitarbeit und -mitbe- stimmung oft über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinausgehen.

Wir dürfen uns aber nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen. Eine gute Schule sind wir nur dann, wenn wir täglich eine bessere Schule anstreben, eine gute Schulpartnerschaft haben wir nur dann, wenn wir täglich versuchen, sie zu verbessern.

Alle, die an der katholischen Schule mitarbeiten, Schulerhalter, Direktoren, Lehrer, Erzieher, Eltern, Schüler, müssen sich täglich anstrengen, um der katholischen Schule das zu erhalten, was sie auszeichnet: Qualität und Weltanschauung.

Der Autor ist Generalsekretär des Hauptverbandes katholischer Eltemvereine Österreichs.

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