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Im Spannungsfeld

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Der Zustrom zur katholischen Privatschule ist groß, hoch sind die Erwartungen der Eltern, die ja immerhin bereit sind, ein Schulgeld zu zahlen, das an der öffentlichen Schule wegfiele. Als Motivation dafür stellt sich uns in erster Linie die Überzeugung dar, die

Privatschule in ihrem meist überschaubaren Rahmen biete bessere Voraussetzungen für Betreuung, Erziehung und Bildung junger Menschen, das Engagement der dort beschäftigten Lehrer und Erzieher sei größer.

Die katholische Privatschule ist sich bewußt, daß eine solche Wertung nicht absolut und verbindlich sein kann — dies würde die Leistung der öffentlichen Schule in völlig ungerechtfertigter Weise abqualifizieren. Wohl werden wir aber in der Erwartung der Eltern eine Herausforderung sehen, die unsere Schulen zu höchster Leistung anspornen muß. Vor allem müssen wir von unseren Lehrern und Erziehern besondere Einsatzfreude fordern, bereitwilliges Eingehen auf die Person des Schülers, Wissen um die Tatsache, daß Erziehung und Unterricht einander durchdringen müssen und nie getrennt gesehen werden dürfen. Unsere Arbeit ist

Dienst an den uns anvertrauten Menschen!

Dabei achten wir das Vorrecht der Eltern auf Erziehung, sind um enge Zusammenarbeit bemüht, müssen aber auch in vielen Fällen helfend eingreifen, in denen die Familie auf Grund eigener Krisen ihre Erziehungsaufgabe nicht im rechten Maße erfüllen kann. Leider häufen sich diese Fälle von Jahr zu Jahr.

So gerät die katholische Privatschule in ein Spannungsfeld: Von ihr wird erwartet, Eliteschule zu sein, sie sieht sich aber verpflichtet, möglichst breiten Kreisen offenzustehen. Dieses Spannungsfeld hat zwei Aspekte, einen wirtschaftlichen und einen pädagogischen.

Die wirtschaftliche Seite: Die öffentliche Hand stellt dem privaten Schulerhalter die Mittel für den Bedarf an Lehrern voll zur Verfügung. Den Aufwand für Erzieher und Personal, für die Baulichkeiten, deren Ausstattung und Instandhaltung sowie für die Lehrmittel muß der Schulerhalter tragen. Und er muß die Schule so ausstatten, daß sie mit der öf fentlichen Schule in Konkurrenz treten kann. Den meisten Schulerhaltern stehen dafür keine an-^ deren Mittel zur Verfügung als die Einkünfte aus dem Schulgeld. Das Schulgeld aber ist so zu kalkulieren, daß dessen Höhe niemanden, der den Wunsch danach hat, am Besuch der katholischen Privatschule hindert.

Pädagogisch sieht sich die katholische Privatschule zu möglichst breitem Wirken aufgerufen. Sie muß allen Bevölkerungsschichten offenstehen, darf Randgruppen ebensowenig ausschließen wie in ihrem Verhalten auffällige oder behinderte Kinder. Die Aufnahmekriterien dürfen also vor allem in den weiterführenden Schulen nicht zu eng sein, und auch ein notwendiger Selektionsvorgang wird nicht zu streng zu handhaben sein.

Wenn Erziehung und Bildung unsere Aufgabe sind, so können wir uns bei deren Verwirklichung nicht auf die Kinder beschränken, bei denen auf Grund gegebener Voraussetzungen in der Umwelt und in der Veranlagung gute Erfolgsaussichten gegeben sind. Wir müssen uns auch all derer annehmen, die langer und geduldiger Führung und Förderung bedürfen, damit ihnen eine Grundlage gegeben wird, auf der sie ihr weiteres Leben aufbauen können.

Gute Voraussetzungen für das Gelingen der Arbeit der katholischen Privatschule ergeben sich aus der Nähe des Schulträgers zur Schule und zu den Schülern. So können die besondere Note und der spezifische Geist der jeweils eigenen Schule dem Schüler erfahrbar werden.

Wenn dazu das oben geforderte Engagement der in der Schule Tätigen kommt, wenn sich der Schüler einem entsprechenden Angebot gegenüber sieht, wenn er sich aber vor allem als Person angenommen und gefördert fühlt, dann wird jene Identifikation des Schülers mit seiner Schule eintre- ten, die ihn Schule bejahen läßt.

Der Autor ist Direktor des Gymnasiums der Marianisten in Wien-Währing (Albertus- Magnus-Schule).

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