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Katholische Schule — ein Spezifikum

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„Was nicht von Zeitung, Radio oder Fernsehen bemerkt und berichtet wird, halten viele für unwichtig“, erklärte erst kürzlich Papst Johannes Paul II. gegenüber Journalisten und Verlegern.

Österreichs katholische Privatschulen haben sich diesen Satz aufs eigene Merkkonto geschrieben und wollen nun selbst dazu beitragen, das Informationsdefizit der Öffentlichkeit über ihre Strukturen, Aufgaben und Anliegen zu bekämpfen.

Drei Tage Kongreß in Salzburg, eine Woche Informationsveranstaltungen der einzelnen Schule sollen mithelfen, das immer noch etwas muffige Bild der „Klosterschule“ in der Öffentlichkeit richtigzustellen — es stimmt längst nicht mehr (siehe dazu auch Seite 14).

Was sich in den vergangenen Jahren im Bereich der österreichischen Schule weiterentwickelt hat, konnte die Privatschulen nicht unberührt lassen. Aber gerade die Reformen haben für sie neue Schwierigkeiten gebracht, die neue Opfer von Eltern wie Schulerhaltern fordern.

Der Ruf nach mehr Hilfe durch den Staat erscheint damit legitim. Der vom Staat gedeckte Lehreraufwand ist nur ein Teil der Gesamtkosten. Sachaufwand und nichtlehrendes Personal bleiben offen, obwohl auch die Eltern, die ihre Kinder in Privatschulen schicken, mit ihren Steuern diese Kosten der öffentlichen Schulen mittragen.

Das eigentliche Problem der Privatschule ist jedoch gar nicht so sehr die Finanzfrage. Das hat auch erst im Vorjahr Weihbischof Helmut Krätzl als Schulsprecher der österreichischen Bischofskonferenz festgestellt.

Das eigentliche Problem sei, das spezifische Bildungs- und Erziehungsziel der katholischen Privatschule in der gegebenen Situation von Welt und Kirche zu finden, meinte er. Nur wenn die Privatschule tatsächlich ein Spezifi-kum aufweist, kann sie den ihr auferlegten Beitrag zum pluralistischen Schulsystem leisten und damit zur Herausforderung im Bildungswesen Österreichs werden.

Die Motive, mit denen Eltern ihre Kinder in katholische Schulen schicken, sind verschieden — und müsen gar nicht immer mit den Zielvorstellungen der Schulerhalter übereinstimmen.

Die ganzheitliche Erziehung wie das hohe Bildungsniveau nehmen unter diesen Motiven jedoch eine bevorzugte Stellung ein.

Die Katholische Schule muß zuerst Schule im besten Sinn des Wortes sein, forderte Krätzl. Sie kann ihrem Wesen nur entsprechen, wenn sich alle Beteiligten — Staat, Schulerhalter, Eltern und Lehrer — der besonderen Zielsetzungen dieser Schulen bewußt sind, wenn die nötigen Voraussetzungen geschaffen werden und sich alle gemeinsam dafür engagieren. Von diesem Engagement wird weitgehend die Zukunft der Privatschule abhängen.

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