Wenn demnächst in einer schönen Gegend ein Bach aufwärts fließen sollte, dann täte er's gewiß im Interesse des Fremdenverkehrs. Da es aber dergleichen noch nicht gibt, muß sich der örtliche Kommerzgeist etwas anderes einfallen lassen. Zum Beispiel könnte man einen berühmten Mann hernehmen, der zufällig seinen dreihundertsten Geburtstag hat und ihn vor das Werbemobil spannen.
So hat sich, man liest es mit Vergnügen, die Stadt Salzburg Johann Sebastian Bach vorgeknöpft, den mit Mozart, wenn schon nicht viel, so doch der Umstand verbindet, daß er auch Musiker war. Und hat zu seinen Ehren eine Köstlichkeit komponiert, nämlich ein Bonbon in Würfelform, das explizite „genau in den Maßen der Mozartkugel” hergestellt wird.
Genau in den Maßen: eine überaus geistvolle Anspielung auf künstlerische Verwandtschaft. Statt rund ist es kantig, ohne Schwierigkeiten auf die nördlichere Abkunft Bachs zu beziehen. Der Name ,ßachwürfel” endlich genießt Vorteile aus der Vorstellung „klare Kiesel, Sommersonne, plauschiges Ge-riesel”. Der Slogan „Diese Mehlspeis' ist ein Gedicht” wieder läßt sich stilgerecht in den entzückten Ausruf ,JDieser Würfel ist eine wahre Kantate!” variieren.
Böswillige könnten finden, der Name sei, was Salzburg betrifft, an den Haaren einer Glatze herbeigezogen. Da habe Frankfurt mit seinen „Goethetröpfchen” doch eine bessere Legitimation für die verübte Blasphemie. Mag sein. Aber warum eigentlich in der alten Bischofsstadt nicht auch Ähnliches, Ortsgemäßeres versuchen, zum Beispiel mit Marcus^Sitticus-Krawatten?
Nun gut. Man will natürlich wissen, wo's die Würfelchen zu kaufen gibt. Fürst ist der Hersteller, das läßt sich hören. Kein Fürst von Geblüt, sondern eine renommierte Konditorei dieses Namens. Da ein Bach sich entgegen dem Sprachgebrauch gevnß nicht im Grabe umdrehen kann, so möchte man meinen, er müsse ob solcher süßer Popularisierung wenigstens zu schäumen begin-
