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Bill Clinton hat keine Zeit für Bosnien

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Abwarten und zusehen, lautet die Parole der US-Regierung nach der Ablehnung des UN-Friedensplanes durch das serbische Referendum in Bosnien. Präsident Bill Clinton hatte seit dem Wochenende keine Zeit, sich mit Bosnien auseinanderzusetzen; er beriet zuletzt die Gesundheitsreform und flog zu Town-Meetings nach Neumexiko und Südkalifornien, um sein Wirtschaftsprogramm vorzustellen. US-Außenminister Warren Christopher bleibt weiterhin gelassen: „Wir haben diesem Referendum von Anfang an kein Gewicht zugemessen."

Präsident Clinton hatte sich zuletzt am Freitag vier Optionen für sein weiteres Vorgehen offengehalten: Luftangriffe auf serbische Einheiten, die Errichtung von UN-Sicherheitszonen für die moslemische Bevölkerung, teilweise Aufhebung des Waffenembargos gegenüber der Regierung in Sarajewo und Entsendung von US-Einheiten zur Unterstützung der UN-Friedenstruppen in

Mazedonien, um eine physische Präsenz der USA in der Region aufzubauen. Clinton ließ aber keinen Zweifel aufkommen, daß er nur in Übereinstimmung mit den europäischen Verbündeten vorgehen wird.

Die öffentliche Stimmung in den USA schwankt: 64 Prozent der Amerikaner befürworteten zuletzt „irgendwelche Aktionen" in Bosnien. In der Regierung und bei politischen Beobachtern scheint aber lediglich Einigkeit über die Unklarheit zu bestehen, welchen Nutzen ein militärisches Eingreifen in Bosnien für die USA hat. Abgesehen von einigen moralischen Appellen läßt sich politisch kein überzeugender Grund aufbauen, warum eine US-Militäraktion sinnvoll sein sollte.

Die US-Regierung ist überzeugt, die über Jahrhunderte aufgestauten Erzfeindschaften auf dem Balkan nicht lösen zu können. Unmittelbares amerikanisches Interesse kommt lediglich ins Spiel, wenn die Krise auf weite Gebiete Europas übergreift: dann würde sofortiges Einschreiten notwendig. Einstweilen sind die US-Truppen in Westeuropa nicht in Alarmbereitschaft versetzt worden.

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