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Das Duell mit dem Cowboy

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Angst vor der eigenen Courage hatten fünf ehrenwerte Generaldirektoren nationaler Monopolbetriebe bei der Herausforderung der großen Tabak-M uitis.

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Angst vor der eigenen Courage hatten fünf ehrenwerte Generaldirektoren nationaler Monopolbetriebe bei der Herausforderung der großen Tabak-M uitis.

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„Wir greifen niemanden an, da gibt es keinen Krieg“, meinte Jean Carriere, Generaldirektor des nationalen französischen Tabakmonopols SEITA, beschwichtigend. Und seine Kollegen aus Österreich, Japan, Italien und Portugal signalisierten bei einer internationalen Pressekonferenz am 6. März in Paris freundlich lächelnd Zustimmung.

Dabei haben manche Herren der Runde sonst weniger zu lachen, Carrieres Unternehmen etwa macht Verluste. Die wirtschaftliche Flaute läßt international auch den Umsatz stagnieren oder zurückgeben. Und im Kampf um Marktanteile spielen die großen Tabak-Multis ihre Vorteile aus: sie produzieren und bewerben internationale und damit auch weltweit bekannte Zigarettenmarken.

Die Reynolds Tobacco Company etwa, die unter anderem mit den Marken „Vyinston“ und „Camel“ vertreten ist, oder Philip Morris mit dem „Marl- boro“-Cowboy.

Nicht um die Vorherrschaft der Zigarettenmultis zu brechen, sondern um deren weiteren Vormarsch einzubremsen, haben sich die nationalen Monopolbetriebe Frankreichs, Österreichs, Italiens und Japans, zuletzt ist auch Portugal dazugestoßen, zur technischen und wirtschaftlichen Kooperation entschlossen.

Erstes Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist die in Paris vorgestellte internationale Filterzigarette „Champagne“,

die in den Erzeugerländern gleichzeitig im März (in Österreich anläßlich der Wiener Frühjahrsmesse in der Vorwoche) auf den Markt gebracht wurde, ein Markt, der insgesamt mit dem der Vereinigten Staaten vergleichbar ist.

Und gemeinsam will man auch, wobei jedes Land seine bestehenden Exportmärkte nützen soll, die „Champagne“ weltweit an die Raucher bringen: das Duell mit dem Cowboy.

Ein Duell, dem Alois Musil, Generaldirektor der Austria Tabakwerke (ATW), auf Wiener Boden zurückgekehrt, optimistisch entgegensieht. Und sollte sich ein „Champagne“-Erfolg einstellen, will man neue Projekte wälzen.

Gemeinsam zerbricht man sich auch über die praktisch weltweite Anti-Raucher-Kampagne den Kopf, über Werbebeschränkungen und Werbeverbote.

Nicht nur für den stellvertretenden ATW-General Beppo Mauhart ergibt sich in diesem Zusammenhang ein interessantes Phänomen, das erst recht wieder Gesundheitspolitiker nachdenklich machen sollte: Im Gleichschritt mit der Aufklärung über die Gesundheitsschädlichkeit des Rauchens marschiert der Trend zu stärkeren Zigaretten.

Daher vermuten die ATW-Mannen, daß ein nahezu totales Werbeverbot, wie das ein Entschließungsantrag des Nationalrates aus dem Vorjahr vorsieht, gesundheitspolitisch ungewollte Konsequenzen haben könnte.

In einer nun dem Gesetzgeber übermittelten Stellungnahme versuchen die ATW ihre Befürchtungen zu dokumentieren: In Staaten mit totalem Werbeverbot wird am meisten und am stärksten geraucht. Und schließlich sei es vor allem der gezielten Werbung in Österreich zu verdanken, daß die Raucher hierzulande von den starken „Beuschelreißern“ großteils Abschied genommen haben.

An Stelle eines Verbotes will sich das Tabak-Monopol, das im Vorjahr dem Bund rund sechs Prozent der ihm verbleibenden Steuern erwirtschaftete, Selbstbeschränkung auferlegen und keine allgemeine Ausweitung des Zigarettenkonsums anstreben, dafür aber weiter die leichten Zigaretten fördern.

Und auch gegen ein absolutes Werbeverbot für starke und filterlose Zigaretten hätte man nichts einzuwenden, um so das Konsumverhalten zu steuern. Jetzt sind die Gesundheitspolitiker am Wort.

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