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Der Bock als Gärtner

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Die veröffentlichten Zahlen der rot-weiß-roten Staatsbetriebe stürzten nicht nur besonders tief, sondern auch besonders schnell vom scheinbar soliden Schwarz ins tiefe Rot. Die Tiefe des Falls erzeugt beim Bürger Arger, die Schnelligkeit Argwohn: Was ist einem Management an zukunftsweisenden Strategien noch zuzutrauen, wenn es schon eine kurzfristige Ergebnisprognose um Milliarden verhaut?

Sollten hingegen die Zahlen bewußt lange geschönt worden sein - worin sollte der Sinn liegen, wenn doch jedem Insider seit langem klar sein mußte, daß es sich nicht bloß um einen konjunkturellen Durchhänger handelt?

Ebensowenig überzeugt die Verantwortung der Aufsichtsräte, man sei auf die Informationen der Vorstände angewiesen und könne nicht selbst alle Angaben nachprüfen. Zumindest im Fall der beiden einstigen staatlichen Paradeunternehmen ÖMV und AUA („... da sieht man doch, daß es nicht auf den Eigentümer ankommt!") vertiefen dramatisch überzogene Personalkosten die Krise und machen das Durchstarten schwieriger als bei der ebenfalls rezessionsge-schüttelten Konkurrenz.

Die ÖMV liegt mit ihren Personalkosten pro Kopf deutlich über, mit dem Umsatz pro Kopf aber deutlich unter der Konkurrenz. Die AUA zahlt im Schnitt um 50 Prozent besser als die internationale, und sogar um 100 Prozent besser als die nationale Konkurrenz (Tyrolean, Lauda Air). Diese für beide Unternehmen so entscheidenden Kennzahlen hätte jeder Aufsichtsrat auch ohne Hilfe des Vorstandes mit einem Taschenrechner ermitteln und die Frage hinsichtlich der Konsequenzen in die Aufsichtsratssitzung einbringen können.

Aber es ist eben nicht nur verdammt hart, der Beste zu sein, sondern wahrscheinlich auch verdammt hart für einen Aufsichtsratspräsidenten (Grünwald, ÖMV), der aus einer Arbeitnehmervertretung kommt, für niedrigere Lohn-und Gehaltssteigerungen oder gar Gagenkürzungen zu kämpfen. Und selbst ein gestandener Versicherungsmanager (Otto Binder, ehemals Chef der „Wiener Städtische") tut sich schwer, Wünsche der Arbeitnehmer abzulehnen, wenn ihn die klassische Arbeitnehmerpartei an die Spitze des AUA-Aufsichtsrates entsandt hat.

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