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Der dritte Mann

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Nachdem der Schock über den dramatischen Rücktritt Jacques Chiracs überwunden ist und die Regierung Raymond Barre zur Kenntnis genommen wurde, analysiert man in Paris gegenwärtig die politischen Rückwirkungen dieser beiden Akte. Im allgemeinen wird angenommen, Chirac werde versuchen, den Parteiapparat der UDR wieder in seine Hand zu bekommen. Falls ihm das gelingt, kann mit einer Verstärkung der Oppositionsstellung der gaullistischen Sammelbewegung gerechnet werden. <

Die Frage ist natürlich, ob ein solches Vorhaben auch von Erfolg begleitet sein wird. Viele Stimmen aus dem gaullistischen Lager gestatten den Schluß, daß Chirac hier nicht nur Freunde hat. Zu stark in Erinnerung bleibt, wie er während des Wahlkampfes 1974 dem gaullistischen Kandidaten und früheren Ministerpräsidenten Chaban-Delmas in den Rücken gefallen ist.

Dem Kabinett Barre dient der erste Staatsminister, Olivier Guichard, als gaullistische Kaution. Mit Recht verweisen die Kommentatoren auf den Umstand, daß die

Regierung Barre zwei Köpfe aufweist, nämlich den eigentlichen Regierungschef und den politisch scharf profilierten Gaullisten Guichard, der zu den engsten Mitarbeitern des Generals zählte. Olivier Guichard wird unter die sogenannten „Barone des Gaullismus“ eingereiht. Sie sind die ältesten Mitkämpfer des Regimebegründers de Gaulle, zu denen etwa die früheren Ministerpräsidenten Debre und Chaban-Delmas zählen. Der nun ernannte Staatsminister verfügt über beachtliches Prestige in seinen eigenen Reihen. Nachdem Raymond Bar-

re durch die Übernahme des Wirt-schafts- und Finanzministeriums seinen Wunsch unterstrichen hat, den Kampf gegen die Inflation, für die Stabilisierung der Währung, direkt zu führen, mußte eine andere Persönlichkeit gefunden werden, welche die politische Koordinierung der gegenwärtigen Mehrheitsparteien durchzuführen hat. Diese Aufgabe, an der schließlich Chirac gescheitert ist, soll vom Staatsminister Guichard wahrgenommen werden.

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