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Der kritische Wähler gab den Ausschlag

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Endergebnisse liegen noch keine vor, aber schon die „Hochrechnungen“ aus jenen Diözesen, in denen heuer Pfarrgemeinderäte gewählt wurden, sind höchst aufschlußreich. Zeigen sie doch, daß das Gremium Pfarrgemeinderat (PGR) von den Katholiken immer ernster genommen wird. Dafür sprechen Wahlbeteiligung und Wahlverhalten.

Herbert Vosicky, Sekretär des Vika-riates Wien-Stadt, resümiert: „Das Pfarrvolk hat echt selektioniert.“ Zum Unterschied von bisherigen Wahlen ging der Wähler seltener nach dem Alphabet oder nach Titeln vor, sondern mehr nach persönlicher Wertschätzung, auch wenn er dabei nicht die erlaubte Höchstzahl von Ankreuzungen auf den Stimmzettel setzte. Nicht zuletzt registriert Vosicky freudig die Bereitschaft sämtlicher neuer PGR-Mit-glieder zur Teilnahme an Ausbildungstagen und dergleichen.

Wie das Stadtvikariat verzeichneten auch die beiden anderen Vikariate der

Erzdiözese Wien bei der Wahl am 23. April nicht nur eine gestiegene Wahlbeteiligung und eine sorgfältigere Selektion unter den Kandidaten, sondern auch einen merklichen Durchbruch von „Neulingen“, darunter vielen Frauen und Jugendlichen. Pfarrgemeinderäte mit 50 und mehr Prozent neuen Mitgliedern sind keine Seltenheit.

Mit einer repräsentativen Zwi-schenbüanz kann die Diözese Graz-Seckau, die schon im März gewählt hat, aufwarten. Der PGR-Referent des Pastoralamtes, Ernst Siebenhofer, konstatiert ebenfalls eine deutliche Steigerung bei der Wahlbeteiligung und eine kritischere Kandidatenauslese. Besonders interessant ist seine Analyse der steirischen Wahlbeteiligung (wohl die höchste in Österreich) nach Pfarrgrößen:

• kleine Pfarren (bis 600 Wahlberechtigte): 58 Prozent der Wahlberechtigten,

• mittlere Landpfarren (600-1500 Wahlberechtigte): 48 Prozent,

• große Landpfarren (über 1500 Wahlberechtigte): 50 Prozent,

• Pfarren in zentralen Orten mit eher ländlichem Milieu (Bezirksstädte, Märkte): 25 Prozent,

• Stadtpfarren (Graz, Leoben, Bruck/Mur, Kapfenberg): 12 Prozent.

Bedürfte es noch einer Bestätigung des bundesweiten Trends zu höherer Wahlbeteiligung und vermehrter Auswechslung der „Pfarrparlamentarier“, so zeichnet sie sich in der Diözese St. Pölten ab. Pressereferent Josef Wes-sely kann bei der Wahlbeteiligung auf einen Schnitt von über 30 Prozent der Wahlberechtigten verweisen. Symptomatsch für die Aufwärtsbewegung ist die Stadtpfarre St. Veit in Krems, wo - für die Seelsorger völlig überraschend - deutlich mehr Wähler als Meßbesucher zu verzeichnen waren. Sehr schön. Noch schöner wäre es, würden diese Katholiken nicht nur zu den Urnen, sondern auch zur Eucharistiefeier finden.

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