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Seit etwa zehn Jahren hat Montreux den Ehrgeiz, so etwas wie eine „Preismetropole“ zu werden. Hierzu bringt es einige angenehme Vorzüge ins Spiel: es fehlen die Hektik und der Lärm der Großstadt — und die Juroren werden durch eine zauberhafte Umgebung aufnahmefähiger, vielleicht dem hier herrschenden Klima entsprechend auch milder gestimmt und kommen leichter zu den an sich recht schwierigen Einigungen. „Die Goldene TV-Rose von Montreux“ ist ja bekannt, ebenso das Jazzfestival. Mehr Gewicht freilich hat der im nächsten Jahr zum siebentenmal abgehaltene Clara-Haskil-Kla-vierwettbewerb sowie der 1978 zum sechstenmal stattfindende „Con-cours International de Flute“. Am begehrtesten aber ist der „Prix Mondial du Disque“, der heuer zum neuntenmal verliehen wurde. Er ging an das Early Afusic Consort für Les chansons d'amour cour-tois“, an Nathan Milstein für die Gesamtaufnahme der Sonaten und Partiten von Bach sowie an die Berliner Philharmoniker für eine Aufnahme von „Don Quichotte“ von Strauß unter Herbert von Karajan mit Rostropowitsch als Solisten. Für Verdienste um die technische Verbesserung der Schallplatten und die Bereicherung des Repertoires wurde der Direktor der größten amerikanischen Schallplattengesellschaft „Columbia“, Goddard Lieberson, ausgezeichnet. Das Interessanteste für Montreux aber ist, daß von der Schallplattenjury auch der Kompositionspreis der berühmten Koussewitzky-Stiftung vergeben wurde. Die 1000 Dollar erhielt der französische Komponist Henri Dutillieux für seine Partitur „Tout un monde lointain“: ein Cellokonzert für Mstislaw Rostropowitsch (der also gleich zweimal dekoriert wurde), begleitet vom Orchestre de Paris unter Serge Baudo.

Größtmögliche Objektivität bei der Preisvergabe versucht man dadurch zu erzielen, daß in die Jury sieben prominente Schallplattenkritiker aus sieben verschiedenen Ländern eingeladen werden. Ob diese hauptsächlich aufs Technische spezialisierten Männer auch kompetent sind, die Qualitäten einer Komposition zu beurteilen, bleibt als offene Frage im Raum stehen. Doch ist auf diesem seit etwa 1955 immer unkontrollierbarer werdenden Gebiet ja sowieso alles „diskutabel“ ...

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