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Die Knopf druckgraphik

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Kunst ist... und schon beginnt das Rätselraten. Denn seit es keinen „schöpferischen Funken“ mehr gibt, ist dieser Begriff recht vielseitig in-terpretierbar.

Der Ausdruck „Computerkunst“ existiert seit etwa zehn Jahren. Er umfaßt Musik, Skulpturen, Choreographie, Filme und Gedichte. Eine ihrer vielleicht interessantesten Varianten ist die Computergraphik. Ursprünglich keinesfalls auf ästhetische Komponenten ausgerichtet, sondern vielmehr als technisches und wissenschaftliches Hilfsmittel eingesetzt, interessieren in den letzten Jahren mehr und mehr die künstlerischen Aspekte dieser oft überraschend reizvollen Strukturen. Und was vorerst Technikern und Wissenschaftlern vorbehalten war, öffnet sich nun den Künstlern. Mancher von ihnen lernt es, selbst Programme abzufassen, andere begannen mit Programmierern und Mathematikern ein Team zu bilden. Die Zusammenarbeit von Künstlern und Wissenschaftlern erwies sich als sehr fruchtbar. Mehr: hier konnte zumindest auf einem Teilgebiet dem Bedürfnis abgeholfen werden, das.sich in einem hochindustrialisierten Zeitalter stellt: die Technik wird durch den Künstler vermenschlicht, der Künstler durch ein neues Instrument bereichert.

Computergraphik unterscheidet sich von der herkömmlichen bildenden Kunst unter anderem dadurch, daß sie nicht an ein Material gebunden ist. Hilfsmittel, wie Leinwand, Pinsel und dergleichen, werden überflüssig. Wichtig ist hier vor allem die Idee — das Programm. Die Ausführung ist dann nur noch eine technische Angelegenheit. Also gibt es auch kein Original mehr, wie in der Malerei. Das Schlagwort von der „Demokratisierung der Kunst“ erlebt einen neuen Auftrieb. Computerkunst, so argumentieren ihre Anhänger weiter, spart Arbeit und Zeit, macht die Schönheit wissenschaftlicher Strukturen sichtbar und eröffnet darüber hinaus völlig neue Wege. So kann beispielsweise auch das Publikum am Entstehungsprozeß teilnehmen, indem es die Möglichkeit erhält, auf einem elektronischen Bildschirm durch bestimmte Eingriffe veränderbare Strukturen zu steuern.

Natürlich steckt die Computergraphik noch in den Kinderschuhen, und die Vielzahl der Möglichkeiten, die sich hier auf dem ästhetischen Sektor (neben Umweltgestaltung, Pädagogik, Design usw.) ergeben, beginnen sich erst abzuzeichnen. 1965 wurde die erste Ausstellung von Computergraphiken von Frieder Nake aus Stuttgart gezeigt. Gleichzeitig begannen die Mathematiker und Programmierer Georg Nees und Michael Roll den Digitalrechner als Kunstinstrument einzusetzen. 1968 fand dann eine große Überschau sämtlicher Möglichkeiten der Computerkunst, von der Graphik über den Film bis zur Musik und Lyrik statt. Und 1969 stellte Käthe Schröder in Hannover die vielbeachtete Ausstellung „Computerkunst — On the Eve of To-morrow“ zusammen. Heute kann man Computergraphiken auf offiziellen Kunstausstellungen und Biennalen finden.

Der bekannte Wiener Kybernetiker, Physiker und Science-fiction-Autor Dr. Herbert Franke, der einer der ersten gewesen ist, die sich mit Computerkunst auseinandergesetzt haben, nimmt dazu in einem Gespräch Stellung.

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