Der lange Leidensweg des greisen jugoslawischen Staatschefs Tito, seit vielen Wochen nur noch Dank der modernen medizinischen Apparaturen am „Leben", hat die Problematik des Rechtes auf den eigenen Tod, der Sterbehilfe und der Euthanasie wieder aktuell werden lassen. Auch die Grazer und Wiener Inszenierung des Stücks ,Jst das mein Leben?" bieten Anlaß, diesen Themenkreis als Schwerpunkt zu behandeln. Der Bericht auf Seite 9 über die Erfahrungen, die ein Elternpaar mit seinem sterbenden Kind gemacht haben, rundet die Behandlung dieser Thematik ab.
Heute spielen Staat, Gemeinden und Unternehmungen die Rolle des einstigen, an der Förderung der von ihm für talentiert erkannten Künstler persönlich interessierten Mäzens.
Wie leben Menschen, die eine schwere oder tödliche Krankheit haben? Wie werden sie damit fertig? Diese Frage ist nicht nur für jene wichtig, die sie unmittelbar betrifft, sondern auch für alle anderen. Sie geht uns alle an, denn der Tod ist unvermeidlicher Bestandteil jeden Lebens, er wird Existenz im Augenblick der Geburt, bleibt unberechenbarer Faktor, um schließlich den einzelnen zu besiegen. Eine Tatsache, die allerdings in unserer Diesseits-orientierten, auf Leistung, Konsum und materiellen Wohlstand ausgerichteten Gesellschaft verdrängt und ungern wahrgenommen wird.
Jahrelang wurde darüber diskutiert, ob das Amerlinghaus im Wiener Spittelbergviertel demoliert werden sollte. Oder für welchen Zweck man es sanieren und revitalisieren konnte. Die Lösung, die gefunden wurde, war sicher nicht die billigste, nützt dafür aber auch vielen Menschen. Es entstand mit Gemeindemitteln ein Kommunikationszentrum mit Jugendklub, Kindergarten und anderen Aktivitäten.
„Um 7 Uhr werden wir durch Klingelzeichen an den Arbeitsplatz gerufen, dann setzen wir uns hin, schalten alle Hebel ein, worauf es sofort fürchterlich laut wird. Dann nehme ich mit der linken Hand das Gewinde, lege es auf den Tisch, mit der rechten Hand nehme ich die Schraube und dann geht es dahin: schrauben, einschrauben, schrauben, einschrauben. Das ist der ganze Arbeitsvorgang von 7 Uhr bis zur Pause um 9 Uhr und dann wieder bis um 12 Uhr und so fort. Manchmal kann ich mich schon nicht mehr rühren, da tut mir alles weh, von der Hand angefangen bis zum Rücken. Aber wegen dem hohen
„Stellen Sie sich, bitte, folgende Situation vor: Altenhelfer besucht gebrechliche, kranke Frau, bettlägerig, mißtrauisch, isoliert. Er möchte ihr Vertrauen gewinnen, sucht nach Kontaktpunkten, will sie aus ihrer Reserve locken. Welches Gespräch könnte sich zwischen den beiden ergeben?“ Herr M. schaltet den Kassettenrecorder ein, Anna K. und Friedrich P. beginnen, diese Situation nachzuspielen. Schauplatz: die Fachschule für Altendienste in der Seegasse im 9. Wiener Gemeindebezirk. Personen: Lehrer und Schüler im Alter zwischen 19 und 55 Jahren.Das Unterrichtsfach
Gabriele Wohmann, die sicher zu den besten Erzählern der in den dreißiger Jahren geborenen Generation zählt, las aus ihrem neuen Gedichtband „Grund zur Aufregung“, außerdem ein Prosastück aus der Anthologie „Das Lächeln meines Großvaters und andere Familiengeschichten“.Wie ihre Romjane behandeln auch die Gedichte Alltagsthemen: die Fragwürdigkeit von Beziehungen, Angst vor dem Leben, Unsicherheit der Menschen, Krankheit, Tod. „Themen, die der Alltag zuliefert, über die Schwierigkeit, überhaupt zu existieren mit dem Bewußtsein, daß es ein vorübergehender Zustand ist.“
Das Mautner-Markhof-Spital hat Anfang März 1977 als einziges Kinderspital in ganz Wien eine sechsstündige Besuchszeit eingeführt. Um ein „Spitalstrauma“ des Kindes zu verhindern einerseits, und um mehr Patienten zu gewinnen anderseits, hat man sich entschlossen, den Eltern täglich von 12 bis 18 Uhr Gelegenheit zu geben, ihr Kind zu besuchen, sich mit ihm zu beschäftigen, sich über sein Befinden zu informieren. Um nun zu erfahren, wie dieser Versuch von den Eltern aufgenommen wurde, startete man im Oktober eine Befragungsaktion, die Ende Dezember 1977 abgeschlossen war. Und kam dabei zum verblüffenden Ergebnis: Nur etwa ein Viertel der Befragten zeigte sich mit der sechsstündigen Besuchszeit zufrieden, ein weiteres Viertel wünschte eine noch längere Besuchszeit und etwa die Hälfte fand sechs Stunden zu lang.
Der sechsjährige Klaus furchtet sich vor der Dunkelheit. Sobald die Mutti am Abend das Licht abdreht, beginnt sein Martyrium. Er zieht die Bettdecke fest über den Kopf, achtet genau darauf, daß kein Körperteil unbedeckt bleibt, in den sich der böse Geist oder ein Ungeheuer festbeißen könnte. Klaus kann nicht einschlafen; er beginnt zu schwitzen, er verfällt schließlich in einen unruhigen Schlummer, aus dem er aufschreiend erwacht und dann zur Mutter läuft, um ihr seinen schrecklichen Traum zu erzählen. Klaus ist Bettnässer, es nützt gar nichts, wenn ihm seine Eltern klarmachen,
Ernst ist Spastiker, Rollstuhlfahrer, 25 Jahre alt, in Bewegungs- und Sprachmöglichkeiten schwer gehemmt. Kurt ist gesund, 23, und von Beruf Buchdrucker. Beide treffen einander mit vielen anderen Behinderten und Nichtbehinderten regelmäßig jeden Mittwoch und Samstag im Club „Alternativgemeinschaft Körperbehinderter und Nichtbehinderter“ in den Räumen des Gewerkschaftsbundes im 16. Wiener Gemeindebezirk. „Hier hilft nicht nur der Gesunde dem Behinderten; Lernprozesse finden auch umgekehrt statt“, formuliert der junge Sozialarbeiter Willi Tauber das Motto dieses Vereins.Tauber hat
Daß Wien - obwohl als konservativ verschrien - zu Beginn unseres Jahrhunderts wieder einmal Pionierarbeit geleistet hat, zeigt die Ausstellung „Wiener Kinderkunst aus acht Jahrzehnten“, die gegenwärtig im Künstlerhaus gezeigt wird. Denn was heute als selbstverständlicher Aspekt zu jeder Kunsterziehung der Schulen gehört, bedeutete damals eine Revolution: das freie Gestalten des Kindes aus eigenem Antrieb, aus eigenen Bedürfnissen heraus. Und damit verbunden die Distanzierung von Vorbildern, Beispielen, vom möglichst formgerechten Abmalen, Abzeichnen, oft bis hinein ins Detail und
Hochbetrieb im Arbeitsamt für Behinderte in der Herbststraße: ein taubstummer Neunzehnjähriger wird von seiner Mutter vorgestellt. Ein Mann mit Krücken hat seine Stelle nach einem Autounfall verloren. Ein junges Mädchen, Zwergwuchs, sucht einen Posten als Buchhalterin.Vorangegangene Demütigungen, Hoffnung, Angst stehen auf den Gesichtern geschrieben. Manche suchen durch ein besonders forsches Auftreten ihre volle Einsatzfähigkeit zu beweisen. Andere heischen um Mitleid. Manche wirken abweisend und verschlossen. Einzelschicksale, hier in einen Topf geworfen. „Dabei sind das die
„Meine Tochter war nach 5 Tagen Klinikaufenthalt so sehr angepaßt, daß sie auf mich als Mutter überhaupt nicht reagiert hat, als ich sie abholte. Sie ließ sich beim Ankleiden aus dem Sitzen umfallen, hat kein Wort gesprochen, sich weder gefreut, noch geweint.“„Als wir beim Krankenzimmer angelangt waren, nahm uns die Kinderschwester wortlos Angela aus der Hand und brachte sie ins Kinderzimmer (Erwachsene dürfen nicht hinein.) Angela war damals 15 Monate alt und ging seit dem 1. Lebensjahr; jetzt wurde sie in ein Gitterbett gesperrt, und das den ganzen Tag! Natürlich weinte sie
Topsy Küpperfe, die gegenwärtig mit erfolgreicher! One-Woman-Show in der Josefstadt im Konzerthaus gastiert, möchte im November ein eigenes Theater eröffnen. „Ich habe“, sagt sie dazu, „diesen Gedanken schon lange mit jmir herumgetragen, weil man als freier Produzent sehr unerfreulichen Situationen ausgesetzt ist.“ Das heißt: in Terminfragen vom Intendanten abhängig sein,zu Bedingungen arbeiten, die vom Direktor diktiert werden. „Darum sind wir meist auf Tournee. Aber ich habe es jetzt satt, immer wie ein Zirkuspferd in demselben Trott herumzugehen.“Im eigenen Theater wird
Seit Beginn dieses Jahres wurden allein von der Gemeinde Wien drei Jugendzentren der öffentlichen Benützung übergeben. Von einer „explosionsartigen Entwicklung“ auf diesem Gebiet spricht Dr. Kurt Wanasek, Leiter des Landes Jugendreferates. „Als ich 1972 die Leitung übernahm, gab es vier Jugendzentren. Heute sind es vierzehn.“
Als im Jänner dieses Jahres ein Aufruf erschien, als „Tagesmutter“ zu arbeiten, meldeten sich rund 150 Interessentinnen, die entweder selbst Tagesmutter sein wollten, oder für ihre Kinder eine solche suchten. „Wir waren sehr erstaunt“, sagt Frau Dr. Schüssel, Leiterin des „Vereins Tagesmutter“ in Wien, „denn eigentlich wollten wir das ganze Projekt schon aufgeben.“ Sie nennt mangelnde Aufklärungsarbeit die Ursache dafür, daß die Bevölkerung heute noch vielfach zuwenig Bescheid weiß über Sinn und Zweck dieses Modellversuchs.Immerhin sind im „Verein Tagesmutter“, der
Warum malen Kinder so gerne? Warum sind sie begeistert und beglückt von der Möglichkeit, zu gestalten, zu formen, mit dem Pinsel, der Farbe, dem Buntstift, der Kreide! Warum ist es so wichtig für ihre geistig-seelische Entwicklung, solcherart ihre Erlebnisse, Beobachtungen, Erfahrungen auszudrücken?Diese Fragestellung ist nicht neu. Der italienische Kunsthistoriker C. Ricci hat sich schon gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts mit dem Problem des „Kunstcharakters der Kinderzeichnung“ befaßt. Später taten es ihm andere nach. Die Psychologie seit Freud versucht sich in Deutungen von
„Suffragetten“, so belehrt ein juristisches Handbuch aus dem Jahr 1923, „sind unter die politischen Verbrecherinnen einzureihen“. Nicht ganz so drastisch sahen die Karikaturisten jener Zeit das Phänomen, aber natürlich benutzten sie das Vorrecht ihres Metiers, die ganze Bewegung ins Lächerliche zu ziehen — und das für alle Zeiten, so scheint's zumindest. Denn die Vorstellung von der emanzipierten, verbissenen, an verdrängten Komplexen leidenden Frauenrechtlerin, die, natürlich schiach und unattraktiv und darum für die eigentliche Aufgabe ihres Geschlechts (dem Mann zu gefallen
München. Bayerns vielgeliebte Metropole, ist seit jenen in mehrfacher Hinsicht denkwürdigen Spielen von 107,2 nicht nur um eine Attraktion, sondern aucti um etliche Probleme reicher geworden. Dem ausländischen I Touristen, der einen Kundgang durch das drei Quadratkilometer große Qlympiagelände als .unbedingtes Muß in seih Sight-Seeing-Prpgrämm. eingebaut hat, 'dürfte' allerdings weniger bekannt sein, was Münchens Städtvätern seit Beendigung dieses Mammutfestes die Sorgenfalten auf die Stirne treibt: wie, so, lautet die Kardinalfrage, werden diese riesigen Sportstätten auch in1 Zukunft genutzt? Wenn auch die Fußbalhveltmeisterschaft vorbei ist?
Kunst ist... und schon beginnt das Rätselraten. Denn seit es keinen „schöpferischen Funken“ mehr gibt, ist dieser Begriff recht vielseitig in-terpretierbar.Der Ausdruck „Computerkunst“ existiert seit etwa zehn Jahren. Er umfaßt Musik, Skulpturen, Choreographie, Filme und Gedichte. Eine ihrer vielleicht interessantesten Varianten ist die Computergraphik. Ursprünglich keinesfalls auf ästhetische Komponenten ausgerichtet, sondern vielmehr als technisches und wissenschaftliches Hilfsmittel eingesetzt, interessieren in den letzten Jahren mehr und mehr die künstlerischen Aspekte dieser
Betrachtungen über moderne LyrikLyrik wird vielfach als die reinste Erscheinunng des Poetischen bezeichnet. Sie ist „ ... nur eine andere Möglichkeit des Musizierens, das heißt der Ich-Auflösung und des dinglosen Schwebens durch die Sphäre des Irrationalen“, meint Oskar Bendo. Darüber hinaus bedeutet sie ständiges Aufheben eines bereits vertraut gewordenen Zustandes und das Suchen nach einem neuen Wertgefühl. Kriterien, die übrigens für jeden schöpferischen Prozeß kennzeichnend sind. „Poesie gibt es nur dank einer fortgesetzten Neuschaffung der Sprache, was einem Zerbrechen
ZEITERSCHEINUNGEN sind Modesache! Und man meint dies meist in abträglichem Sinn. Wobei jedoch zu bedenken wäre, daß selbst Ideen, Ansichten, Aspekte einem ständigen Wandel unterworfen sind. Sie zu ignorieren würde das Leben zu einem stumpfen, geistlosen Ablauf degradieren. Und uns außerdem jeder Verantwortung entheben. Sie überzubewerten hieße das Beständige und somit das, was an den Dingen zeitlos ist, verleugnen.Betrachten wir in diesem Zusammenhang das Problem „junge Generation“. Da wurden — zugleich mit Entstehung des Wirtschaftswunders— die Halbstarken und Halbzarten
Am 22. November 1966 wird die Gletscherseilbahn Kaprun feierlich dem Verkehr übergeben werden. Ein neues Winter sport gebiet wird damit den Skifahrern aus dem In- und Ausland zur Verfügung stehen, und auch im Sommer wird dort der Skilauf möglich sein, einem Trend folgend, der nicht Mode, sondern Liebe zum weißen Sport überhaupt ist.AM 22. NOVEMBER WIRD DIE erste Gletscherseilbahn Österreichs aus der Taufe gehoben. Im Kaprunertal, wenige Kilometer vom Ort Kaprun entfernt, wurde im Sommer 1963 mit dem Bau begonnen, im Sommer 1965 die Seilbahn teilweise in Betrieb gesetzt und nun in ihrer
Ein Gespräch mit Conny Hannes Mayer über „Die Komödianten“Ist die heutige Welt auf dem Theater noch abbildbar? Können die Probleme der Gegenwart auf die Bühne gebracht werden? Inwieweit ist das Theater gesellschaftliches Bedürfnis unserer Zeit? — „Die Komödianten“, sicherlich eine der originellsten Wiener Kleinbühnen, haben es sich zur Aufgabe gemacht, in diesen Komplex unbewältigter Probleme hineinzustechen. Was dabei getroffen wird, hat sich zu verantworten. Diskussionen nach den Vorstellungen sollen das Publikum daran interessieren. Conny Hannes Mayer — Lyriker,