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Ein Theater für Topsy Küppers

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Topsy Küpperfe, die gegenwärtig mit erfolgreicher! One-Woman-Show in der Josefstadt im Konzerthaus gastiert, möchte im November ein eigenes Theater eröffnen. „Ich habe“, sagt sie dazu, „diesen Gedanken schon lange mit jmir herumgetragen, weil man als freier Produzent sehr unerfreulichen Situationen ausgesetzt ist.“ Das heißt: in Terminfragen vom Intendanten abhängig sein,zu Bedingungen arbeiten, die vom Direktor diktiert werden. „Darum sind wir meist auf Tournee. Aber ich habe es jetzt satt, immer wie ein Zirkuspferd in demselben Trott herumzugehen.“

Im eigenen Theater wird sie Hausherrin sein. Es nennt sich „FREIE BÜHNE WIEDEN“ und ist in einem 300 Jahre alten Kloster an der Wiednerhauptstraße untergebracht. „Das ist ein toter Bezirk“, sagt Topsy, „da gehört was hin.“ Immerhin hat sie sich zuvor „mindestens zehn oder zwölf Theater“ angeschaut, bis sie sich für diesen 240 Sitze fassenden Saal entschied, der gegenwärtig vom Bühnenbildner des Wiener Volkstheaters Rolf Langenfaß entsprechend umgestaltet wird. „Wir möchten das Theater mit unseren bescheidenen Mitteln so hübsch und vor allem so künstlerisch wie möglich machen.“ Also: keine Kristalluster, dafür aber die Porträts berühmter Künstler, die einst im 4. Bezirk gewohnt haben, als Fresken auf die Wand gemalt: Sibelius, Mozart, Ma-kart, Strauß. Die Guckkastenbühne soll bestehen bleiben. „Ich finde Illusionstheater wichtig.“

Finanziert wird das Projekt durch Mitgliedsbeiträge und Spenden des Vereins der „FREIEN BÜHNE WIEDEN“. Subventionen erhält Frau Küppers keine. „Alle haben mir abgeraten. Aber ich habe mir gedacht: ich riskier's.“ Und jetzt sieht sie diesem Theaterversuch recht optimistisch entgegen. Trotz des ungeheuren organisatorischen und künstlerischen Engagements, das noch vor ihr liegt. Was sie bereits hinter sich hat, darüber will sie lieber gar nicht reden: die Schwierigkeiten bei der Lizenz-Beschaffung, dem Geld-Auftrei-ben, dem Organisieren und Zusammenbringen' geeigneter und hilfsbereiter Persönlichkeiten sämtlicher Sparten. „Aber jetzt sind wir richtig zusammengewachsen und ein wahnsinnig netter Club geworden.“

Das Theater soll musikalisch-literarische Kleinkunst bringen und damit ein Genre wiederbeleben, das in Wien bereits in Vergessenheit geraten ist. Es soll „auf unterhaltende Weise bewußtseinsbildend wirken“. Also auch „heiße Eisen“ anfassen. „Ich finde es schrecklich, daß jede Unterhaltung nur noch Geblödel ist.“

Das Programm steht zum Teil schon fest: eine Collage über George Sand und Frederic Chopin mit dem Titel „Sieben Jahre auf Mallorca“ als ständige Sonntagsmatinee gedacht und gespielt von der Burgschauspielerin Eva Zielcher. Außerdem die bereits 180mal in Wien gebrachte (und anscheinend immer noch verlangte) One-Woman-Show von und mit Topsy Küppers „Heute abend: Lola Blau“, die Politrevue „Das Herz schlägt links“ und „Machen Sie sich stark, Madame“, uraufgeführt anläßlich des internationalen Frauentags im „Theater an der Wien“. Weiters Revuen, Collagen, kleine Stücke. Sie sollen — ebenso wie die Programmzeitung, die nach dem Vorbild der New Yorker Künstlerzeitung „Variety“ monatlich erscheinen soll — stark auf die Situation der Frau abgestimmt sein. „Das ist es, was ich anstrebe: die Frau als vollwertiger Partner, als Mensch, und nicht als Blaustrumpf, also ver-männlicht. Emanzipation hat gar nichts mit Vermännlichung zu tun. Die Frau aber auch nicht als Hascherl, als Haserl, kein Showgirl, die ihr Leben damit zubringt, eine Fassade aufrecht zu erhalten, damit die Kerle ihr die Nerze kaufen. Das finde ich furchtbar.“

In diesem Sinne hat Frau Küppers auch einen Ausspruch Bert Brechts über den Schauspieler zum Motto für ihr Theater gemacht: „Nicht wie du aussiehst, ist wichtig, sondern was du gesehen hast und zeigst.“

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