Burgtheater - © Foto: Keck; Illustration: Press-Kollektiv (Aus „Ein Jahr Wiener Theater“ Almanach über die erste Spielzeit der Wiener Bühnen nach der Befreiung Österreichs) Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger

Anno 1945: Das Wiener Theaterwunder

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In den Trümmern von Wien entstand vor 75 Jahren kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine unglaublich lebendige Theaterszene.

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In den Trümmern von Wien entstand vor 75 Jahren kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine unglaublich lebendige Theaterszene.

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Inmitten von rauchenden Ruinen und Schutthalden der zerbombten Stadt Wien sollten vor 75 Jahren, nur wenige Tage nach Ende des Zweiten Weltkriegs, Burgtheater, Staatsoper und weitere 16 (!) Bühnen ihren Spielbetrieb wieder aufnehmen. So lautete der Auftrag des Oberkommandos der sowjetischen Armee, um eine schnelle Stabilisierung der prekären Lage zu beschleunigen. Die österreichische Identität sollte mit allen auch nur irgendwie aufzutreibenden Mitteln gefördert werden.

Ein besonderes Anliegen war es, die Lieblinge des Publikums mitwirken zu lassen, egal, ob diese NS-belastet waren oder nicht, wie der Historiker Oliver Rathkolb in seinem Buch „Die paradoxe Republik“ anmerkte. Kultur war den Verantwortlichen der sowjetischen Besatzungsmacht so wichtig, dass minder belasteten Nationalsozialisten ein Freibrief ausgestellt wurde.

Der für die Kultur zuständige Politiker war der überaus gebildete österreichische Schriftsteller Ernst Fischer, ein überzeugter Kommunist. In Wien herrschte eine heute kaum vorstellbare Not. Es gab weder genug zu essen noch elektrisches Licht oder Gas.

Fantasie und Improvisation

Die Theater waren von den Nationalsozialisten seit 1. September 1944 wegen des totalen Kriegseinsatzes geschlossen. Bereits am 1. Mai 1945, nur acht Monate später, sollten sie teils in Ersatzquartieren ihren Betrieb in der durch Kampfhandlungen und Bombenangriffen völlig devastierten Stadt wieder aufnehmen. Gefordert waren Fantasie, Improvisationstalent und ein heute kaum noch vorstellbarer Idealismus aller Beteiligten. Finanzielle Mittel gab es so gut wie keine. Die größten Probleme waren die Nahrungsversorgung von Technikern und Künstlern und das Beschaffen des Materials für die Ausstattungen.

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