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Für den Volksbildner

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Österreich und seine Bundeshauptstadt können auf eine gut ausgebaute und schon traditionsreiche Volksbildung stolz sein. Um so bedauerlicher ist es, daß es bis heute nicht gelungen ist, dieser Volksbildung eine moderne, einheitliche Gesetzesgrundlage zu geben. Anläßlich der Verabschiedung der neuen österreichischen Schulgesetze tauchte zuletzt in der Öffentlichkeit die Hoffnung auf, die Volksbildung gemeinsam oder im Anschluß an diese Gesetze zu regeln. Sie wurde wieder enttäuscht. Daß sich die Volksbildung trotzdem weiterentwickelt und sogar zum bedeutenden Einflußfaktor der öffentlichen Meinung wird, spricht eigentlich für Österreich als Blumengarten der Provisorien und nicht zur Ehre des Gesetzgebers. Anderseits hat die Verzögerung aber auch, wie die Verfasser der vorliegenden Broschüre betonen, einige Vorteile, weil sie zur Ausreifung der Entwicklung führt und in dem zu schaffenden Gesetz die neuesten Erkenntnisse und Erfahrungen berücksichtigt werden können.

Die Autoren schildern die gegenwärtige Gesetzeslage mit ihrer Zersplitterung der Kompetenzen und nehmen zu den bisher vom Unterrichtsministerium, von den Sozialisten, vom Volksbüchereiverband und der Landesregierung für Kärnten objektiv Stellung. Die Entwurfstexte, Rechtserkenntnisse, offizielle Stellungnahmen — auch die der österreichischen Bischofskonferenz —, Pressestimmen und Äußerungen maßgeblicher Persönlichkeiten bilden eine Dokumentation, deren Studium allen, die sich als Volksbildner oder Volksvertreter um eine Lösung bemühen müssen, lebhaft empfohlen sei.

Sehr wichtig wären Beispiele aus dem Ausland, vor allem aus dem in der Volksbildung führenden skandinavischen Raum. Anregungen von dort könnten Österreich sicherlich helfen. Ein Buch mit einer internationalen Übersicht steht leider aus. Vielleicht wird es geschaffen.

Die Studie des Linzer Rundfunkmannes Dr. Fochler, die mit dem österreichischen Volksbildungspreis 1962 ausgezeichnet wurde, ist in Broschürenform nun allen Interessenten zugänglich. Sie zeigt eine Reihe von Möglichkeiten und Wegen, um Rundfunksendungen der Volksbildung dienstbar zu machen, vor allem, um den Funk mit einer Art unterschwelliger Bildungswerbung zu durchsetzen. Aus der engen Verwandtschaft von Rundfunk und Volksbildung ergibt sich auch die Frage, ob in Österreich die durch das Volksbegehren verlangte Reform nicht gleich mit dem Volksbildungsgesetz in irgendeiner Form gekoppelt werden könnte. An verantwortungsbewußten Fachleuten, die die Probleme aufzeigen und im praktischen Falle auch zu lösen wüßten, fehlt es bei uns nicht.

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