Der Mensch ist nicht allein auf dieser Welt. Das beweisen auch die Tiere in der Weihnachtskrippe, an die ich mich in diesen Tagen lebhaft erinnere.Eine große, weitläufige Krippenlandschaft war da hinter einem hohen Gitter im Seitenschiff der Kirche aufgestellt: die heilige Familie im Felsenstall von Bethlehem, Stern und jubilierende Engel darüber, das grüne Hirtenfeld davor, mit Schafen und viel gerührtem Volk, das zur Krippe eilte. Und dazu die Weisen aus dem Morgenlande mit königlichem Hofstaat und prächtigen Reittieren.Die Leute warfen Geldstücke als Spenden mitten in die geheiligte
Mit Hilfe des Bundesdenkmal-amtes wurde Gustav Mahlers ,J£omponierhäuschen” auf einer Wiese bei Steinbach am Attersee um einige Meter platzversetzt nach Originalplänen wiedererrichtet und zu einem Gedenkraum umgestaltet. Musikkapelle, Goldhauben, Fahnen, Lederhosen, Loden — Nickelbrillen, Barte, Schlapphüte, künstlerische Halsschleifen, sommerfrisches Menschengemisch feierte bei der kürzlich erfolgten Eröffnung den Genius der Heimat. Der 33jährige Gustav Mahler sei im Sommer 1893 erstmals an den Attersee, in den Gasthof Föttinger gekommen, erzählte Herta Blau-kQpf, die
(Stadtsaal Vöcklabruck, bis 25. Jänner) Die Wanderausstellung „Painting the Town" ist eine von Graham Cooper und Doug Sargent fotografisch dokumentierte Auswahl von britischer Fassadenmalerei aus den Jahren 1970 -1980, mit der das British Council gelungene kulturelle Außenpolitik betreibt.Die Betrachtung der 116 technisch raffiniert montierten Exponate stimmt den mit gefällig-dekorativen heimischen Beispielen des Genres vertrauten Österreicher zunächst skeptisch bis schockiert. Beim zweiten Durchgang begreift man, daß hier das britische Klima eine unnachahmliche Mischung aus
(Gmunden, Friedrich Hebbel-Matinee) Die Traunseestadt pflegt über ihre musealen Erinnerungen an Johannes Brahms und Friedrich Hebbel hinaus heuer das Andenken der beiden Künstler auch in einem Jahresreigen von Gedächtnisveranstaltungen.In einer Matinee im Kammerhofsaal wurden Briefe, Tagebuchstellen, Dramenausschnitte und Gedichte Hebbels in einer Zusammenstellung gelesen, die auf seine Biographie, und seinen ab 1855 über neun Sommer dauernden Aufenthalt in Gmunden zugeschnitten waren. Das eigene Heim und die Traunseeland-schaft bedeuteten Hebbel sehr viel, beschieden ihm manches
Zum 1500-Jahr-Jubiläum des heiligen Severin zeigt das Stadtmuseum Enns noch bis 26. Oktober eindrucksvolle Fundgegenstände, kirchliche Kultgeräte, Bilder usw.
Zufall? Am hundertsten Geburtstag Teilhard de Chardins in Paris in ein Volks-Hochamt in der Kathedrale Notre Dame geraten, eingefangen werden, umfangen werden, andächtig unandächtig, mit halbem Ohr hinhören, die Kadenzen der Fürbitten, der Generalbaß des Zelebranten, und plötzlich über die Sprachbarriere hinweg verstehen: Für die Priester und Poeten deiner heiligen Kirche...Welche Poeten sind das? Paul Claudel, der hier an einem Pfeiler den strategischen Punkt seiner Bekehrung lokalisierte?Die Psalmisten oder Peguy, Bloy, Mauriac, Bernanos, die großen streitbaren Geister, die mit
Daß ausgerechnet die Weihnachtszeit den schon von Karl Kraus hergestellten Zusammenhang von Stiefel und Absatz ungeachtet der Würde des Festes grauenhaft bestätigt, muß auch ich bestätigen. Waggerls Floh auf der Glatze des heiligen Josef ist so unsterblich wie Kishons geschenkter Aschenbecher.Doch was immer sich begab, es wird von der allererbaulichsten Weihnachtsgeschichte übertroffen, welche in Dutzenden Varianten das Problem abwandelt, wie man den ins Zimmer gebrachten Baum nach den Feiertagen wieder los wird.Von hilfreichen Bekannten mit Kachelofen über den Einsatz der
Die Zeitgeschichte in die Landesgeschichte einzubinden gehört seit einem Jahrzehnt zum „historischen Stil“ im Bundesland Oberösterreich.Die organisatorischen und personellen Voraussetzungen dafür sind günstig. Harry Slapnicka bürgt als Historiker für Fachwissen und als ehemaliger Zeitungspraktiker für flüssigen Stil.Diesmal hat er gemeinsam mit Alois Zauner eine Sammlung von 16 Lebensbildern beispielhafter Oberösterreicher herausgegeben.Die Auswahl könnte als Versuch eines Querschnitts verstanden werden, der sehr verschiedene Leistungen und Interessensgebiete, Menschen aus drei
Die Kirnst, Erscheinungen und Dinge zu benennen, tritt an die Stelle der Fähigkeit, sie zu meistern. Damit wird die Semantik zu einem der wichtigsten politischen und wirtschaftlichen Instrumente. Wortschöpferisch zu sein, wird zur unerläßlichen Aufgabe des Managers in Krisenzeiten. Wer den rechten Augenblick der neusprachlichen Benennung verpaßt, der riskiert das unkontrollierte Eindringen herkömmlicher Begriffe in die öffentliche Meinung.Der Feind schläft nicht, sondern nimmt hellwach die Schwäche wahr — und sofort wird der Be-,, griff negativ besetzt. Man beachte die der
Daß der Mensch nur ganz Mensch sei, wenn er spielt, das haben uns unmoderne Philosophen wie Martin Heidegger oder Josef Pieper nachhaltig gelehrt — und der Hermann Hesse ist nicht zuletzt wegen der poetischen Form dieser Aussage bis vor kurzem wieder modern gewesen. Aber es gibt bekanntlich kein Mensch-sein, welches sich nicht noch steigern ließe. Oder, anders gesagt, jede Aktivität läßt sich durch Passivierung steigern. So lautet daher die heutige Philosophie, der Mensch sei nur ganz Mensch, wenn er spielen läßt.Der Computer, jener intelligente Blechtrottel, welcher in der
Wohin sinddieZeitengekränk- ter Ehren! Es muß ja nicht gleich als Folge die Pistole auf Samtpolster im Morgendämmer zur schnarrenden Stimme des Sekundanten sein! Eine ganz gewöhnliche Beleidigung mit grußloser Abwendung täte es auch. Wissen Sie, wie schwer das heutzutage ist?Bezweifeln Sie zum Beispiel die Zahlungsfähigkeit eines Freundes, eines sogenannten Geschäftsfreundes meinetwegen! Sagen Sie ihm, daß er pleite, bankrott, am Sand ist! Daß er nichts als Schulden hat! Keine Spur von Kränkung. Lächeln wird er.„Mein Lieber,“ wird er sagen, „das ist doch ganz logisch, das ist
Ob die Banken in Österreich überhaupt, und wenn ja durch eigenes oder fremdes Verschulden in einer Krise sind, wage ich schon aus Ehrfurcht vor dem mächtigen Apparat nur andeutungsweise zu vermuten. Mir fällt lediglich auf, daß die Bürger dieses Staates just zu einer Zeit, in welcher der bargeldlose Zahlungsverkehr — nicht zuletzt dank der Anstrengung dieser Banken — fast lückenlos eingeführt wurde, in immer kür-«ö^ren Abständen zur Kasse gebeten werden. Bald ist Österreich ein einziger Supermarkt, vor dessen Kassen die Bürger Schlange stehen.Dabei bleibt aber unklar, wo
Ungewißheit legt sich wie die dräuende Finsternis einer noch fernen Silvesternacht auf ijaein pessimistisches Gemüt wenn ich daran denke, welch fürchterlicher Mangel uns in dem kommenden Jahr heimsuchen wird.Bis dato nämlich ist mir nicht bekannt, welches Jahr des oder der da werden soll.Ja, woran denken denn die hohen Herren, die dazu da sind, am East River, in Brüssel und Straß-burg, aber auch die in Rom, eigentlich? Wo bleibt bitte die Planung?Eine Katastrophe rollt unausweichlich auf uns zu, ein Jahr ohne Belang, kein Jahr der Denkmalpflege, der Frau, des Kindes, des Naturschutzes,
Der nächste Winter kam mit j e-ner Bestimmtheit, die dem Einklang von Naturgesetzen und Werbesprüchen eigen ist. Zwentendorf war nicht in Betrieb, die Wasser der Hohen Tauern wären nicht restlos erfaßt, der Strom-preis war erhöht. In den Fernsehnachrichten erschien allabendlich zwischen Kultur und Wetter der Bundeslastverteiler und erklärte an umfangreichen Tabellen und Kurven die Energielage. Fünf Minuten später begannen die Flächenabschaltungen.Der Handelsminister, welcher jahrelang mit mehr oder weniger ungeeigneter Unterstützung des Handels eine „Aktion Eichhörnchen" nach der
Die Behauptung, das Atomkraftmuseum Zwentendorf rentiere sich nicht, ist falsch. Zumindest die Papier- und Klebstoff Industrie verzeichnet seit Zwentendorf einen ungeahnten Aufschwung.Die Atomenergie hat eine Kettenreaktion von Pickerln ausgelöst. Das Pickerl ist das Plakat von morgen. Noch jemand ohne Pickerl? Sag mir, welches Pickerl du hast, und ich sage dir. wer du bist.Voraussetzung für die Pickerl-Welle war, aller Energie-Einsparung zum Trotz, die Vollmotorisierung der Nation. Denn es hilft alles nichts, erst das Auto macht das Pickerl zur Botschaft. Pik-kerln auf Laternenpfählen,
Es war einmal eine Klangwolke. Sie stammte aus Linz - und das ist keine schlechte Herkunft für eine Wolke, denn Linz ist eine Stadt mit mancherlei Wolken.Im Grunde war die Klangwolke auch nichts anderes als die Zusammenballung vieler Klangwölkchen, wie sie auch daheim vor den mehr oder minder stereophonen Lautsprechern entstehen. Aber während es daheim als Untugend gilt, die Klangwölkchen einfach entweichen zu lassen und den Nachbarn damit unfreiwillig zu erfreuen, ist eine Klangwolke eine öffentliche Kulturtugend. Das Massenbad in der Klangwolke ist derzeit das Fortschrittlichste, was
Die von einem Anonymus Ende des 13. Jahrhunderts stammende Sammlung von 15 großen zeitsatirischen Gedichten wird entweder nach dem imaginären Hofpossenreißer „Seifried Helbling" oder nach dem Titel des ersten Lehrgesprächs „Kleiner Lucidarius" genannt.Unter den Literaturzeugnissen ihrer Zeit nimmt die Sammlung eine Sonderstellung durch ihren scharf kritischen Ton ein. Der Verfasser, als den Experten einen Einschildritter vermuten, vertritt allerdings unterschiedliche Positionen. Der Titel „Satiren kontra Habsburg" reißt daher journalistisch auf, was der Inhalt nicht hält.Zumal es
Gabriel Laub, den Lesern der FURCHE als trefflicher Satiriker auf der „letzten Seite“ bekannt, sammelt seine Erkenntnisse bisweilen auch zwischen Buchdek- keln. Sein neuestes Werk als „Schmunzelbuch“ zu bezeichnen, wäre freilich zuwenig gesagt. Das Thema ist tödlich ernst, die Form aber spielt es ins Paradoxe.Es geht um den Krieg in allen seinen geschichtlichen Erscheinungsformen. Und es geht um den Traum der Dichter, daß die Hassenden plötzlich begriffen, wie dumm und sinnlos ihr Unterfangen eigentlich ist.Daß die Krieger solches noch nie begriffen haben, noch nie
Alles steigt. Ein, aus und um.Reden ist Silber, Steigen ist Gold. Ein, aus und um.Gerne wüßte ich, aus welcher semantischen Werkstätte die Steigerei kommt. Denn bei uns in Österreich, speziell in Wien, war ein Steiger einmal ganz etwas anderes. Der Hofrat Geiger, so tönt’s noch aus dem Seniorenklub, das war ein Steiger. Und keiner hat gefragt, ob er ein Ein-, Ausoder Umsteiger war. Die totale Sinnlosigkeit solchen Steigens ist evident, es sei denn es wäre einer ein Thermometer oder ein Luftballon.Heute ist es geradezu sträflich, so einfach vor sich hinzusteigen. Auch
Versäumte Gelegenheiten werfen ihre Schatten über Österreich. Wir sind nicht mehr große Welt.Weder die freundliche Familienpolitik noch der weibliche Charme unserer Staatssekretärinnen können ersetzen, was uns in diesem ereignislosen Sommer zum vollkommenen Glück fehlt. Wir haben keine Jahrhundert-Hochzeiten mehr!Was sind schon Kreiskys Busserln auf die runden Wangen seiner morgenländischen Freunde im Vergleich zum Hochzeitskuß eines Prinzenpaars, der Millionen von Fernsehern in das namenlose Entzücken illustrierter Ersatz- Erotik versetzt!Selbst unsere nobelsten Klubs degradiert die
(Kammerhofgalerie Gmunden, Hans Joachim Breustedt, bis 30. August) Der Schüler Lyonei Feinin- gers am Bauhaus in Dessau Hans Joachim Breustedt stammt aus Thüringen und wurde durch Schlag und Fügung des Schicksals im Zweiten Weltkrieg Oberösterreicher.In seinem 80. Lebensjahr bereitet ihm die Heimat eine Personalausstellung, deren 83 Exponate im großen Galeriesaal des Gmundener ' Kammerhofes ausgezeichnet zur Geltung kommen. Das Salzkammergut hat damit im heurigen Sommer den gegenwarts-repräsentati- ven Gegenpol zur historischen Mondsee-Ausstellung.Breustedts Bilderwelt macht
Wer in der Kunst des Lesens erfahren ist (wieviele Landsleute sind das noch?), der liest nicht bloß in Dienstzeugnissen, daß der Beschriebene, der stets pünktlich zur Arbeit erschienen ist und keinen Anlaß zur Klage geboten hat, in Wirklichkeit ein Faulpelz war.Er liest selbstverständlich auch, daß einer, der 'unsteten Aufenthaltes’ ist, kein harmloser Wanderer oder Tramper sein kann. Der Mensch hat einen sogenannten ordentlichen Wohnsitz zu haben, ansonsten wird er .aufgegriffen’ ist eine Person, gar ein Subjekt, jedenfalls irgendwie verdächtig, dem Auge des Gesetzes auf jeden
So kann und darf das nicht weitergehen.Vor lauter Heimat sieht man ja schon Österreich bald nicht mehr. Ein Sonntag in den Bundesländern, das ist nicht bloß Glockengeläute, volle Kirchen, ein gamsbartwabernder Dorfplatz. Das ufert weiter aus. Die Kette der Feuerwehr-, Trachten- und Schützenfeste reißt nicht ab, ganze Goldhaubenarmeen rücken aus, barockes Fahnentuch bauscht sich im Sommerwind, die Blasmusik spielt dazu, tschindaras-sabummbummbumm. Und die Fremden filmen und knipsen, Kodak, Agfa, multinationales Material meterweise.Merkt ihr, was da gespielt wird? Klar, Kapitalismus wird
Daß der Erfinder der Büroklammern heute Multimillionär sein müßte, und selbst die Vergänglichkeit des Hula- Hoop-Reifens seinem Schöpfer einen geruhsameren Lebensabend beschert als den Entdeckern des Penicillins oder der Relativitätstheorie, verleiht meiner verhinderten Phantasie immer wieder nächtliche Flügel ins Reich der unbegrenzten Möglichkeiten.In der Sprache der österreichischen Partei- und Wirtschaftsprogrammeheißt das: Ich aktiviere meine Kreativität zur Entwicklung intelligenter Produkte.Da dies in Verbindung mit der heimischen Energieversorgung besonders wünschenswert
Als die Alternativgruppe Staatsmuffel eines Tages forderte, daß in allen größeren Städten auf dem Hauptplatz wieder Pranger aufgestellt werden sollten, freuten sich zwar einige Denkmal-scjiützer und Heimatpfleger, die verantwortlichen Beamten hingegen hegten die üblichen Bedenken, die sich in diesem Falle nicht als grundlos erwiesen.Denn schon bald nach dieser Forderung sickerte mit der Adresse an den pleitegeierum flatterten Rabenvater Staat auch der Zweck der Revitalisierung der alten Rechtskultur durch. Die Staatsmuffel beabsichtigten nämlich, tatsächlich die Politiker an.jedem
Es sei, versichern die Männer der Energiewirtschaft, der Anteil der Beleuchtung am gesamten Stromverbrauch eigentlich gering. Es ist sozusagen die psychologische Vergeudung, die ins Auge springt.Die Neonröhren, welche die ganze Nacht hindurch ein Getränk anpreisen, auch dann, wenn es nach Sperrstunde des letzten Gasthauses gar nicht mehr zu haben ist, verstellen den Blick auf den Sternenhimmel und ärgern uns als Energievergeudung viel mehr als der Warmwasserboiler hinter der nämlichen Hauswand, dessen glühende Heizdrähte kein Passant sieht.Solcher tiefen Einsicht ins Energiebewußtsein
Braucht die Kunst die Kirche? Braucht die Kirche die Kunst? Die Frage, in Bonn vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken vor zwei Jahren mit aller Schärfe gestellt, von Künstlern und Kulturpolitikern mit nicht weniger Schärfe beantwortet, ist seither wieder Gegenstand lebhafter Diskussion. Die Vision eines deutschen Bischofs, der sich ohne Kunst wie nackt vor seiner Gemeinde zu fühlen bekannte, die Vision von betonierten Horrorkirchen, in deren Mehrzweckraum der Supermarkt-Stereoeffekt schallt, der Priester in Bluejeans, der Kelch eine Cola-Flasche, der liturgische Text im Stil der
Ob bei der wirtschaftspolitischen Konferenz des Renner-Instituts in Salzburg die Forderung „Mehr Wirtschaft in die Mißwirtschaft!“ oder „Mehr Grün ins Rot!“ überwog, will ich keiner unvorsichtigen Deutung unterziehen. Gesundheits- und Umweltminister Steyrer träumt jedenfalls ganz privat und echt von sauberen Gewässern in Österreich - und man muß ja nicht im Ägyptischen Traumbuch nachsehen, was das bedeutet.Nein, ich will nicht Partei ergreifen. Denn es ist gefährlich, mit einer Seilbahn auf einen Berg zu fahren und sich beim Aussteigen über die Naturverschandelung durch die
Im statistischen Zentralamt wissen sie es nicht. Die Friseurinnung weiß es nicht. Die Elektro-Industrie - als Erzeuger von Rasierapparaten - weiß es nicht. Die Frage steht, wie das heute so heißt, im Raum, bleibt dort stehen, unbeantwortet.Obwohl diese Frage von politischem, von weltanschaulichem Gewicht ist, höchst subtil einen Trend andeutet, eine Trendumkehr möglicherweise, Gewichtsverlagerungen an den extremen Rändern der Gesellschaft. Ein Thema, wohl wert sozio- und psychologisch untersucht und gedeutet zu werden.Denn, nicht wahr, jedem von uns ist es schon aufgefallen: Die
Es muß an der Mode der Gegenwart oder an dem profanen Milieu, in dem ich mich bewege, liegen. Ich habe mein Leben lang noch nie einen Politiker mit einer weißen Weste gesehen. Keinen schwarzen, roten oder blauen Volksvertreter, der stolz jenes Kleidungsstück zur Schau getragen hätte, welches selbst zu besitzen sie sich ebenso allezeit rühmen wie sie lautstark beklagen, daß es jeweils die anderen nicht hätten, beziehungsweise wegen Beschmutzung nicht vorzeigten, beziehungsweise mit allen möglichen Mitteln zu reinigen versuchten, was ihnen jedoch nicht gelänge, auch gar nicht gelingen
„Seit sieben Stunden“, berichtete atemlos der Reporter des Abendjournals des österreichischen Rundfunks, „tagt nun das Parteipräsidium hinter verschlossenen Türen. Die Luft hier aul dem Gang ist rauch- und erwartungsgeschwängert, die wartenden Korrespondenten der internationalen Presse unterhalten sich mit gedämpfter Stimme, gewisse Mutmaßungen werden geäußert, über die jedoch keine offizielle Bestätigung zu erhalten ist, die Spannung wächst von Stunde zu Stunde.“Die arbeitsamen, parkplatzbeengten und daher frühaufstehenden Österreicherinnen und Österreicher
über meinem Schreibtisch hängt eine frühe, nicht allzu bekannte Silberstift-Zeichnung von Wilhelm Traeger. Sie zeigt einen nackten Mann an der Schreibmaschine unter einem Glassturz. Und daneben nimmt der Tod seinen Anlauf, schwingt einen riesigen Hammer und holt aus. Wird er das Gehäuse, den Menschen, das Werk zerschlagen?Der Schlag des Hammers hat den Schöpfer des Bildes getroffen: Wilhelm Traeger ist am 10. Juli in Ried im Innkreis im 73. Lebensjahr plötzlich gestorben.Aus der Armut der Wiener Peripherie floß hintergründige Sozialkritik in die barocke Fülle seiner Innviertier
STEHT NOCH DAHIN. Neue Prosa von Marie Luise Kaschnitz. Im Insel-Verlag, Frankfurt am Main. 83 Seiten.An Gattungsbezeichnungen für die neue Prosa der Kaschnitz stünde viel zu Gebote, vom Journalistischen wie ■vom Literarischen her, Mini-Feuilletons etwa, poetische Glossen, oder undatiertes Tagebuch, Moment musi-cal in Prosa. Es ist eine Form, die sich manchmal auf der „Querschnitt-Seite“ der „Furche“ ereignet, wenn sich in einer glücklichen Konstellation eine Aktualität abstrahieren läßt und ein guter Autor zur Hand ist. An Verwandten läßt sich eine stolze Reihe
GOETHE UND SEINE GROSSEN ZEITGENOSSEN. Sieben Essay . Hereusgeyeben von Albert Schaefer. Band 55 der „Beckschen Schwarten Reihe”. Verlag C. H. Beck, München, 03 Selten, DM 9.80.Der Titel verspricht mehr, als das Buch hält. Denn die großen Zeitgenossen Goethes, die hier nicht behandelt sind, überragen an Zahl und Bedeutung jene, denen die Aufmerksamkeit . der versammelten Essayisten Emil Staiger, Hanns Lilje, Andreas B. Wachsmuth, Joachim Müller, Kurt von Raumer und Albert Schaefer gilt. Letzterer als Herausgeber bietet auch die Erklärung und Entschuldigung dafür an. Das Buch ist
AUSFLUGSZIELE IN OBERÖSTERREICH. Ein Kunst- und Heimatführer von Wolfgang: Sperner. Im Oberösterreichischen Landesverlag, Linz. 185 Seiten, 48 Bilder. S 75.—.
Soferne man nicht bloß den staatlichen Linien folgt, bereitet einige Schwierigkeiten. Denn das Innviertel ist nach wie vor eine ziemlich in sich geschlossene ethnische und kulturelle Landschaft, zu der Teile Oberösterreichs ebenso wie Bayerns gehören. Rudolf Walter Litschel greift in seinem Bildband „Land am Inn in Bayern und Oberöstereich“ (erschienen im Oberösterreichischen Landesverlag Linz. 164 Seiten, 108 Bilder, Preis S 178.—.) auf den ehedem bayrischen Teil des einstigen Rentamtes Burghausen zurück und führt den Leser durch Geschichte, Volkstum, Landschaft und Kultur. Das
Diesem Buch liegt eigentlich eine Indiskretion zugrunde. Auch wenn die Verfasserinnen einverstanden waren und die Namen chiffriert wurden, hat man beim Lesen dieser Seiten das Gefühl, ohne zwingende Notwendigkeit in das intimste Seelenleben von Menschen eingedrungen zu sein, die eine solche Neugier nicht verdienen. Dabei ist in diesen Tagebüchern rein gar nichts von dem, was den Exhibitionismus in der Literatur sonst so prickelnd und peinlich macht. Diese Aufzeichnungen, die nicht von auf Erfolg erpichten Autorinnen stammen, die dem biederen Zeitgenossen keine Abgründe weiblicher
Österreich und seine Bundeshauptstadt können auf eine gut ausgebaute und schon traditionsreiche Volksbildung stolz sein. Um so bedauerlicher ist es, daß es bis heute nicht gelungen ist, dieser Volksbildung eine moderne, einheitliche Gesetzesgrundlage zu geben. Anläßlich der Verabschiedung der neuen österreichischen Schulgesetze tauchte zuletzt in der Öffentlichkeit die Hoffnung auf, die Volksbildung gemeinsam oder im Anschluß an diese Gesetze zu regeln. Sie wurde wieder enttäuscht. Daß sich die Volksbildung trotzdem weiterentwickelt und sogar zum bedeutenden Einflußfaktor der
THEOLOGISCHES ZUM BIOLOGISCHEN WELTBILD. Von Wilhelm Srhamonl. Im Verla; Ferdinand Schbnlngh, Paderborn. 132 Seiten. Preis 8.80 DM. - KONTRAPUNKTE EINES FORSCHERLEBENS. Von Friedrich Dllimr, Im Verlag Josef Knecht, Frankfurt am Main. 101 Seiten. Preis 6 DM.Ein effektvoller Titel hätte aus Schamonis Buch viel mehr gemacht. Denn hinter der bescheiden-konservativen Aufmachung dieses Werkes verbirgt sich eine auf den naturwissenschaftlich orientierten Leser zugeschnittene Fundamentaltheologie vor großem praktischem Wert. Die Fragen, die sich dem modernen Menschen aus dem biblischen
VERNIMM, WAS ICH DIR SAGEN WILL. Von Herta Broneder und Michael H o-rttcink. Photos von Erich Widder. Im Herder-Verlar. Wien. 84 Seiten. Preis 80 S.Die alpenländische Volkskultur kann den bei aller ästhetischen Freude und gläubigen Grundhaltung doch kritisch denkenden Menschen der Gegenwart in einige Verlegenheit bringen. Das kühle Referat der meisten Reiseführer und die bildungsprotzige Phrase der Tourenprospekte verletzen sein Herz ebenso wie die Phänomenologie der Volkskunde und der reinen Kunstgeschichte. Die Naivität anderseits, die all die frommen Bräuche und Wallfahrtswunder
STATIONEN. Piper-AImanach 1804-1964. 760 Seiten. Preis 9.80 DM. — MEIN LEBEN ALS VERLEGER. Von Reinhard PI n e r. 739 Selten. Preis 28 DM.Jubiläen sind eine Freude. Jubiläen sind eine Gefahr. Sie haben ein Janusgesicht, wie jeder Verlag eines hat: Geschäft und Geist hier und Produktionsbilanz und schöpferische Ernte beim Jubiläum. Wie leicht wird da veihVėęhs ft und lfh Raushh der Zahlen der Löfbier mh die sichtbaren Säulen gewunden. Erfolgsstatistiken sind das Liebkind der Zeit und der Stolz jedes Unternehmens. Wenn der Packer im Hause Piper hört, daß in sechs Jahrzehnten mehr
Verlagsgeschichte als Familiengeschichte wird besonders deutlich, wenn ein Verlag wie C. H. Beck das Jubiläum seines 200jährigen Bestandes feiert. Beck fühlt sich stets einer gewissen gediegenen Tradition verpflichtet und ist dem Mann von der Straße dadurch vielleicht nicht so bekannt, wie die lautstärkere Konkurrenz. Die Festschrift atmet vom Schriftsatz über die Ölporträtphotos bis zur Stammtafel von sechs Beck-Generationen saubere deutsche Bürgerlichkeit. Der Biederstein-Verlag und der Deutsche Taschenbuch-Verlag sind mit Beck liiert. Der Einfluß auf die Gegenwart wird, wenn man
Mach stumpf du, Zeit, des Löwen Klau! Treib an zum Fraß der eignen Brut das Element! Aus Tigers Rachen brich den wüt'gen Zahn! Zünd an den Phönix, daß im Blut er brennt!Tu was du willst, du Zeit mit flücht'gem Fuß, Heil oder Unheil, Werden und Vergehn; sei Fluch, was du der Welt gibst, oder Gruß — nur dieses Schlimmste lasse ungeschehn:Entstell durch Furchen nicht das Angesicht des Freundes mit dem Griffel deiner Jahre, daß Schönheit als ein göttliches Gedichtunsterblich sich der Nachwelt offenbare. Doch ob sie durch dein Wüten auch verschied, sie lebte ewig fort in meinem