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Dmitri Schostakowitsch †

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Wie der im Westen konzertierende Cellist Rostropowitsch telephonisch aus Msokau erfuhr und seinem Publikum mitteilte, ist am vergangenen Wochenende der größte Sowjetkomponist der Gegenwart, zugleich einer der letzten großen Symphoniker, Dmitri Dmitrjewitsch. Schostakowitsch gestroben. Ungewöhnlich wie die Art der ersten Bekanntgabe seines Todes war auch Schostakowitsch' Laufbahn, sein Schicksal als Künstler. — 1906 als Sohn eines musikliebenden Ingenieurs und einer erfolgreichen Pianistin in Leningrad (damals noch St. Petersburg) geboren, gehört der auch in seiner Heimatstadt ausgebildete und am Konservatorium Lehrende durchaus zur „westlich“ orientierten Schule, obwohl er 1943 bis 1948 auch am Moskauer Konservatorium unterrichtete, und wo er seit 1958 als „Freischaffender“ lebt...

Doch mit dieser Freiheit war es nicht immer weit her. Der Lenin-und Stalinpreisträger fiel oft jahrelang in Ungnade, manchmal nur einzelne seiner Kompositionen (von denen einige bis zum heutigen Tag in der UdSSR nicht aufgeführt sind). Dann wieder überhäufte man ihn mit Lob und schickte ihn als Repräsentanten der nachrevolutionären Kunst ins Ausland. Er selbst aber hat mit bewunderungswürdigem Fleiß und ohne nennenswerte Konzessionen zu machen ein enormes, kaum übersehbares Werk geschaffen, das von fünfzehn Symphonien (wir hörten zuletzt in Wien seine, viereehnte) dominiert wird.

Natürlich, steht er als „Westler“ vor allem in der Tradition Tschai-kowskys, aber Schostakowitsch liebte besonders auch Schubert und Bruckner, und Gustav Mahler war sein Abgott. — Doch hierüber sowie einige persönliche Erinnerungen unseres Kulturredakteurs an Gespräche mit Schostakowitsch in einer unserer nächsten Folgen auf der Kulturseite.

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