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Ein großes Leben

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Paul Michael Lützelers Hermann-Broch-Biographie gehört nicht jenem Typus an, wo kühn zupackende Maskenbildner eines Personenmythos leichtfertig mit Lebenstatsachen und noch leichtfertiger mit ihren phantastischen Hypothesen umgehen.

In diesem Buch werden alle inneren und äußeren Bewegungen aus einem umfassenden Dokumentationsmaterial abgeleitet. Briefe, Zitate von Gesprächspartnern und Weggefährten, Daten der Werk- und Rezeptionsgeschichte ergeben ein dichtes Netz alles Registrierbaren. Die mustergültige Aufbereitung der objektiven Fakten läßt auch das Subjektive, das der Autor nur sehr behutsam einsetzt, nicht bloß als das Denkbare, sondern als das Notwendige erscheinen.

Solchermaßen von Jahr zu Jahr durch dieses Leben eines unaufhörlich Arbeitenden und Lernenden geführt, erscheint Brochs künstlerisches Schaffen wie eine Kuppel, aufgerichtet auf festen Fundamenten. Durch alle Lebensbereiche getrieben, von der Textilfabrik bis zum Lehrstuhl einer Universität, tritt der heimatlos Gewordene als Souverän des Schicksals in unser Bewußtsein. Und zuletzt ist Broch nicht der sterbende Vergil, Brochs Protagonist in seiner Romandichtung „Tod des Vergil“, sondern Äneas, der Landsucher und Gründer einer friedlicheren Welt

HERMANN BROCH. Von Paul Michael Lützeler, Suhrkamp-Verlag, Frankfurt 1985. 415 Seiten, Ln., öS 374,40.

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