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Ein Hackl ins Kreuz?

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Jahr für Jahr dösen sie ein wenig vor sich hin, leiden an Geldmangel, verkaufen uns, nolens volens, Dürftiges bis Mittelmäßiges als Glanzstücke und tun im allgemeinen so, als ob alles gar nicht besser ginge: Sie, die Wiener Festwochen, die vom einst internationalen Festival zum Al-lerweltszirkus ohne Qualität hin-unterzuschlittern drohen ... Aber auch der Ruf, daß die Festwochen endlich erneuert werden sollen, verliert schon von Jahr zu Jahr mehr an Echokraft. Weil offenbar doch alles beim alten bleibt.

Vor allem, ihr Chef, Ulrich Baumgartner, viel kritisiert, ja heftig unter Beschuß genommen, hat — wie sich dieser Tage herausstellte — einen unbefristeten Vertrag in der Tasche. Und obwohl im Rathaus viele von den Festwochen andere Vorstellungen haben als er, hat man sich auf keine Lösung einigen können. Nur die Meinungsdifferenzen schwelen weiter: Zwischen dem, was Baumgartner mit viel zu wenig Geld alljährlich versucht — nämüch ein Weltstadtfestival und eine Belebung des Wiener Randes unter einen Hut zu bringen —, und dem was sich nun Bürgermei-

ster Gratz wünscht: Wiens Festwochen als glanzvolles Festival der Elitekultur, als Aushängeschild österreichischer Kultur, wobei Wiens Innenstadt das Zentrum des Festivals ist, zu dem ganz Wien pilgern soll...

So sagte es zumindest dieser Tage Bürgermeister Gratz. Ein Standpunkt, der ebenso vertreten v/erden kann, wie der Baumgartners. Nur versuchte Gratz in einem Aufwaschen auch gleich mit der Gerüchtebörse rund um eine Neubesetzung der Festwochenin-tendanz aufzuräumen: Der aus dem Amt scheidende Staatsoperndirektor, Rudolf Gamsjäger, werde von ihm zu sehr geschätzt, um gebeten zu werden, in der Pension die Wiener Festwochen zu leiten ... Au! Das sitzt. Aber jetzt weiß man wenigstens, was höheren Orts von den Festwochen gehalten wird.

Dennoch: Schade um die Festwochen. Sie und ihr Intendant haben das wirklich nicht verdient. Denn wenn man sich schon zu keiner Erneuerung entschließen kann und statt Ideen und Konzepten nur um den heißen Brei herumschleicht, wäre es doch gleich ergiebiger gewesen, mit dem amtierenden Intendanten ein konstruktives Gespräch zu führen. Auf jeden Fall ergebnisträchtiger als dieses Hackl ins Kreuz!

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