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Nur Augenaus wischerei?

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Bleibt bei den Wiener Festwochen alles beim alten? Das ist die einzige Frage, die man sich nach dieser Diskussionsrunde stellt, zu der Wiens Vizebürgermeister Fröhlich-Sandner Bundes- und Privattheatergewaltige, Konzertmanager, Organisatoren, Galeriechefs und Journalisten in die „Alte Schmiede“ geladen hatte. Bleibt also doch alles, wie es war? Es scheint so. Denn trotz Krisenjubiläum, trotz Debakelrekord und einer spektakulär vorgeführten Unsicherheit des Festwochenintendanten, was Ideen, Linien, Stil und Management betrifft, bleibt er in Amt und Würden: Er denkt gar nicht daran, seinen Hut zu nehmen; und niemand im Rathaus will ihn in die Wüste schicken... Ja, trotz der heuer skandalös danebengegangenen Festwochen-Fledermaus“ will man sie 1977 wiederholen, da — wie Baumgartner sich ausdrückt — „latente Verträge dafür (das heißt Optionsverträge), vorhanden sind. Und für 1976 versucht Baumgartner gerade Mozarts „Titus“ (mit Teresa Berganza und Peter Schreier) unter Dach und Fach zu bringen, obwohl für ein Festival dieser Größenordnung die Pläne bereits für 1978 unter Dach und Fach sein müßten ...

Die einzigen Zugeständnisse, die die Vizebürgermeisterin vorerst machte, lauten: ein Schwerpunktprogramm soll den eingefahrenen Allerweltsjahrmarkt ersetzen, weil durch die Dimension des Allroundfestivals, durch die Probleme einer solchen Organisation „eine Persönlichkeit allein überfordert sein konnte!“ Und: Sie sehe eine Möglichkeit, von aufwendigen Eigenproduktionen abzugehen, wenn nicht „einmalige, große Aufgaben erfüllt werden“.

Im ganzen vorerst also ein recht schmales Ergebnis. Ob man von den vielen Anregungen, die hier abgegeben wurden, etwas aufnehmen wird? Die heilsame Zerteilung der Festwochen auf mehrere Veranstaltungsreihen im Jahr erscheint im Moment so gut wie abgelehnt. Ob die für Wiens Theaterleben als Impulsvermittlung eigentlich eminent wichtige „Arena“ weitergeführt wird, ist höchst ungewiß; was man für die „Bezirksfestivals“ tun will, scheint auch nicht viel intensiver zu sein, als alle bisherigen Unterstützungen es waren — und ist also blamabel. Wie man sieht, scheint's keine echte Festwochenverjüngungskur zu werden... Bleibt nur zu hoffen, daß wenigstens bei den Gesprächen mit Bürgermeister Gratz im kommenden Herbst mehr herauskommt. Denn sonst bleibt wirklich, olles beim ölten. Der olte Schlendrian der Planung, der alte schlechte Geschmack! Will man sich wieder nur an den eingefahrenen Provinzstil halten? Wieder nur weiterwursteln? Das wäre doch schade ums Geld!

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