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Eine Schule für die Nebensaison

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Energieverschwendung, Stadtflucht, Kaufkraftverschiebung vom Osten in den Westen Österreichs: Wiens Finanzstadtrat Hans Mayr nannte gewichtige Gründe, die ihn an eine Abschaffung der sogenannten Energieferien denken ließen. Zuerst.

Zuletzt beruhigte er wieder. Alles nicht so gemeint. Nicht abschaffen wolle er die Ferien, sondern nur neu ordnen.

Vom Unterrichts- bis zum Handelsminister, alle nahmen den Vorschlag einer flexiblen Gestaltung der Semesterferien durch eine Neufassung des Schulzeitgesetzes erfreut auf. Darüber kann man reden.

Darüber muß man reden. Offen und ehrlich.

So ehrlich wie der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer: „Der Winterfremdenverkehr ist ohne Energieferien wirtschaftlich nicht mehr denkbar.“ Und natürlich ist die Fremdenverkehrswirtschaft daran interessiert, den Gästestrom über einen längeren Zeitraum zu verteilen. Auch lassen sich für eine terminmäßige Staffelung der Ferienwoche von,Bundesland zu Bundesland durchaus vernünftige Argumente ins Treffen führen.

Aber — überspitzt gefragt — ist eine Verteilung der Halbjahreszeugnisse nach Maßgabe der freien Betten- und Liftkapazität in den Wintersportorten denn wirklich wünschenswert?

Eigentlich berührt die Feriendiskussion ein Grundproblem: Soll sich der Mensch an die Wirtschaft anpassen? Oder die Wirtschaft an den Menschen?

Selbstverständlich ist es möglich, eine Schule für die Nebensaison — wie lange würde sie es bleiben? — maßzuschneidern. Was aber wirtschaftlich sinnvoll erscheinen mag, kann pädagogisch ein Unsinn sein, i

Zuerst gilt es daher bei einer solchen Feriendiskussion an die Kinder und Schüler zu denken, erst dann an die freien Betten.

Der Schulrhythmus zwischen den Weihnachts- und Osterferien ist schon heute problematisch, nicht nur wegen der Halbjahrszäsur. Zusätzlich fallen in den Haupt- und höheren Schulen Schikurstermine in diesen Zeitraum, zugegeben wertvolle Schulveranstaltungen, die aber auch den Unterrichtsfluß zerhak-ken. Darüber klagen Lehrer, darunter leiden Schüler.

Das sind tatsächlich Probleme, die für eine Neufassung des Schulzeitgesetzes sprechen, wohl aber in dem Sinn, mehr Ruhe in die Schule zu bringen.

Wäre es nicht pädagogisch sinnvoller, die Semsterferienwo-che gleich unmittelbar mit den Weihnachtsferien zu verbinden, sie vorne einzufügen bzw. hinten anzuhängen? Sollte man nicht gleichzeitig auch über die Sommerferien, über Jahresschluß und Schulbeginn reden?

Das erfordert eine ernsthafte Diskussion, keinen saisonbedingten „Drüberstreuer“, der selbst nur Energie verschwendet.

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