Moritat vom Virus

19451960198020002020

Lydia Mischkulnig über Kriminalgeschichten in Zeiten des Coronavirus.

19451960198020002020

Lydia Mischkulnig über Kriminalgeschichten in Zeiten des Coronavirus.

Werbung
Werbung
Werbung

Das Zimmermädchen wurde erwürgt. Es hatte einen schlecht bezahlten Job und die anderen waren brüskiert, weil der Freund so brutal ins Hotel eingedrungen war. Er hatte ihr seine Pfoten um den Hals gelegt. Er war echt frustriert in seiner ökonomischen Not und bis zur Wut gesteigert. Er sah keinen Ausweg aus den Gefühlen, als sich am Hals der Freundin hochzuziehen. Die junge Frau, sie hatte Glück, denn sie war tot, bevor sie sich an seinem Coronavirus infizieren konnte.

Dieser pflanzte sich nun durch den Mörder ins Justizwesen fort. Als der Infizierte verhaftet und ins Gefängnis gekommen war, geschah es, dass er viele Mithäftlinge ansteckte. Und nicht nur diese. Die Verhandlungen wurden ein- und das Gefängnis unter Quarantäne gestellt. Es war ohnehin immer ein Gebiet der Quarantäne gewesen und jetzt halt mit dem Unterschied, dass das Personal im Gefängnis verbleiben musste. Diese Faktenlage ergab keine gute Stimmung.

Von Vorteil war, dass Mundmasken ausgeteilt werden konnten, die im Gefängnis stets eingelagert waren, da das Institut des Strafvollzugs zur Grundausstattung der Gesellschaft ein Anrecht auf funktionierende Mundmasken hatte. Die Apotheken vermochten sie für den Normalverbraucher nicht mehr zu bieten. Damit war der bisherige Groll in der Bevölkerung gestiegen. Selbst in den Nicht-Spießern begannen die gemischten Gefühle des Spießers zu brodeln. Denn nicht nur, dass der Virus aus dem fernen Osten kam, und man sich trotzdem gegen die Fremdenfeindlichkeit und gegen den Rassismus zu wehren hatte, jetzt waren auch noch die Gefangenen und Mörder diejenigen, die in der Not besser versorgt waren als die Kämpfer für die Verbesserungen der Haftbedingungen.

Was soll man daraus lernen? Es geht immer noch schlimmer! Stattdessen sollte man die Hände in Alkohol waschen, anstatt wie hier (siehe oben) oder wie der Chinese am Uiguren den Abusus treiben.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung