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Gezielte Indiskretion?

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Wie kommt es, daß i n einer deutschen katholischen Zeitung, im „Rheinischen Merkur/Christ und Welt" , plötzlich Passagen aus dem Protokoll der Österreichischen Bischofskonferenz auftauchen? Gezielte Indiskretion? „Enthüllungsjournalismus"?

Das brisante an dieser Veröffentlichung ist natürlich auch der Inhalt des Textes, der immerhin längst Vermutetes (zum Beispiel, daß Unterzeichner der kritischen „Kölner Erklärung" in Rom auf einer „schwarzen Liste" stehen und daß Österreichs Bischöfe unterschiedlichere Positionen in manchen Fragen einnehmen, als sie nach außen erkennen lassen wollen) klar bestätigt.

Mehr macht die Frage betroffen, ob die Veröffentlichung nicht das Vertrauen der Bischöfe untereinander zerstört, ob nun nicht einzelne Mitglieder der Bischofs???? konferenz von ihren Kollegen verdächtigt werden, das Material gezielt der Presse zugespielt zu haben. Gerade das erscheint aber nicht wahrscheinlich, auch wenn Österreichs Bischöfe sich nicht in allem einig sind.

Es gibt nämlich eine naheliegende Erklärung dafür, wie die Texte in die Zeitung - und zwar gerade in eine deutsche Zeitung -gelangt sind. Protokolle der Österreichischen Bischofskonferenz erhalten nicht nur Österreichs Bischöfe, sie gehen zum Beispiel auch nach Rom und auch an Sekretariate benachbarter Bischofskonferenzen.

Im Zuge der Nachforschungen erfuht die FURCHE von einem deutschen Journalisten - er war bis 1989 in der Pressestelle der Deutschen Bischofskonferenz angestellt -, daß Informationen aus dem Protokoll offenbar „breit gestreut" weitergegeben wurden. Die Quelle konnte oder wollte dieser Journalist nicht nennen, aber einen möglichen Anlaß: die Empörung über nicht der Wahrheit entsprechende Passagen über Drewermann, der sehr wohl über eine psychologische Ausbildung verfüge.

Es gibt keine Beweise, aber Indizien dafür, daß die Protokoll-Auszüge auf einem anderen Weg als über einen österreichischen Oberhirten an die Presse gelangt sind, w,eshalb kein Grund besteht, daß Osterreichs Bischöfe einander deswegen mit Mißtrauen begegnen.

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