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DER DALAI LAMA INTERPRETIERT DAS NEUE TESTAMENT

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Die Lehre Jesu aus buddhistischer Sicht zu beleuchten ist das Anliegen des neuen Buches des Dalai Lama. Es enthält Kommentare zu ausgewählten Stellen des Evangeliums, die er als Budd -hist interpretiert. Er äußert sich zum Gebot der Feindesliebe, zur Bergpredigt, zum Gleichnis vom Beich Gottes, zur Aussendung der zwölf Jünger, zur Auferstehung etc. Zwar sind die christlichen Gedanken seiner eigenen Beligion äußerlich fremd, in ihrem spirituellen Gehalt weisen sie jedoch viele Parallelen zum Buddhismus auf. So überwindet der Dalai Lama - für viele ein Vorbild der Nächstenliebe und der Toleranz -trennende Schranken zwischen den Religionen, um einem gemeinsamen Verständnis näherzukommen.

Für viele Christen mag die buddhistische Auffassung neu sein, daß es einer täglichen Übung, einer gei stigen Schulung bedarf, um Nächst en hebe und Nachsicht prak ti zieren zu können: Durch regelmäßige Meditation entfaltet sich ein innerer Gleichmut, auf dessen Grundlage Wut und Haß verringert und die Fähigkeit, zu Mitgefühl und Toleranz vergrößert werden können .Den Christen empfiehlt der Dalai Lama, darüber nachzusinnen, daß alle

Menschen Geschöpfe desselben Schöpfers sind. Auch so kann man Gleichmut entwickeln und lernen, seine schwankenden Emotionen zu beherrschen. Zu den Seligpreisungen der Bergpredigt bemerkter, daß hier auf ein allgemeines Kausalitüts-prinzip verwiesen wird, das auch vom Buddhismus gelehrt wird. Wenn man in einer bestimmten Weise handelt, wird man eine bestimmte Wirkung erleben. Doch am lieben von Jesus Christus wie an dem des Buddha zeigt sich, daß sich spirituelles Wachstum nur durch Entbehrung, Hingabe, Engagement und festes Stehen zu seinen Grundsätzen erreichen läßt.

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