Das Wort ist ein Modebegriff geworden. Wer transparente Politik macht, transparent lebt, seine Ideen anderen transparent vermitteln kann, der liegt im Trend. Die Mediengesellschaft ruft nach 'Transparenz dort, wo diese scheinbar fehlt. Dann kann ihr Urteil gar nicht hart genug ausfallen: Nicht-Transparenz aus Kirchen- oder Staatsräson, als Schutz der Privatsphäre und der eigenen Persönlichkeit sind verpönt, nicht zugestanden.
Trans-parent zu sein, durch-schei nend also, ist eine christliche Tugend und ein entsprechender Wert.
„Seid stets bereit, Rechenschaft zu geben über die Hoffnung, die euch erfüllt” mahnt der Verfasser desl. Petrusbriefes (1 Petr 3,15). 'Transparenz verlangt einen Hintergrund: Für die Christin und den Christen sollte dies heißen, so zu handeln und so zu sprechen, daß der Gott Jesu Christi durchleuchten kann ...
Das ist ein hoher Anspruch. Zugleich macht er deutlich, wie schmal der Grat richtiger und gerechtfertig-”ter 'Transparenz ist, auf dem wir uns bewegen: Beiderseits tun sich ihre mißbräuchliche Verweigerung hier und ihre ungerechtfertigte Einforderung dort als gesellschaftliche Abgründe auf. Der Bahmen von Transparenz ist abgesteckt: Achtung vor dem Mitmenschen kann nicht durch anderes suppliert werden, die Pflicht zur Wahrhaftigkeit läßt sich nicht außer Kraft setzen, Respekt vor dem Gemeinschaftsinteresse ist ebenso zu wahren wie vor der Integrität der eigenen Person. Auch hier gilt: Die Theorie ist leichter zu formulieren als die Praxis zu leben.
Transparenz in ihren Chancen und Grenzen erfordert ein offenes Zueinander, eine vertrauensvolle Partnerschaft der Betroffenen, einzelner also und der Gesellschaft, oder auch umgekehrt. Denn Abschottung erzeugt Mißtrauen, läßt Vermutungen sprießen, gibt Anlaß zu Unterstellungen und ruft so Trotzreaktionen hervor. Das Gelingen von Transparenz ist zu gegenseitigem Wohl. 'Täuschung und Enttäuschung behindern die Glaubwürdigkeit dessen, was man sieht (und hört): Ist es tatsächlich auf die Wahrheit hin durch-scheinend? 'Transparenz: eine vielseitige, notwendige Tugend für den einzelnen wie auch für die Gesellschaft in Kirche und Staat.
