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Zerredet und verharmlost

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Familienminister Martin Bartenstein beweist mit einer Informationsbroschüre „Sekten - Wissen schützt” Courage. 50.000 Personen in Osterreich sollen Sektenmitglieder sein, 200.000 gehören zum „Umfeld”.

In TV-Bunden, wie jüngst „Zur Sache”, werden die mit Sekten verbundener! Gefahren leider regelmäßig zerredet und damit verharmlost. Natürlich ist nicht jede Sekte gefährlich, aber es gibt unzählige Beispiele dafür, wohin Wahnsinn oder Verbrechertum in religiöser Verbrämung führen kann (Jones-Sekte in Guayana, Davidianer in den USA, Sonnentempler in der Schweiz, Aum-Sekte in Japan, Mühl-Kommune in Osterreich, jüngst die „Kinder des Teufels” in Italien). Wo Beligion Menschen zerstört, ob psychisch oder physisch, ist sie kein Weg zum Heil.

Auch christliche Kirchen sind gegen Verirrungen nicht gefeit, das zeigte einst der Hexenwahn, das beweisen noch heute gewisse Bandgruppen. Die Unterschiede zwischen etlichen „neuen Beligionen” und urchristlichen Überzeugungen sind aber nicht so „fließend”, wie es „Zur Sache” suggerierte. Man betrachte nur den bescheidenen Lebensstil eines Jesus von Nazareth oder eines Franziskus neben dem Luxus und dem Machtstreben einiger Gurus von heute oder die ungleich größere Freiheit mündiger Christen, während man sich zum Beispiel in der Mun-Sekte nicht einmal den Ehepartner aussuchen darf. Und man achte auf das Gottesbild: Gott als ein Welträtsel, dem man sich durch Zuwachs an Erkenntnis nähert, oder als einer, der den Menschen in seiner Schwäche väterlich annimmt und erlöst? Ein Gott, der nur eine kleine auserwählte Schar oder alle retten will?

Die Unterscheidung der Geister, das Erkennen falscher Propheten an ihren Früchten ist ein Gebot der Stunde.

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