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Hamlet aus Wroclaw

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(Volkstheater, Wien) Wozu „Hamlet" als Pantomime aufzurühren? Genügt Shakespeares Text nicht? Gewinnt er durch die Ausdrucksmöglichkeiten der stummen Bewegung zusätzliche Bedeutung?

Ja. Henryk Tomaszewski mit seinem Pantomimentheater aus Wroclaw (Breslau) bietet mehr als einen vertanzten „Hamlet". Er gibt manchen Gruppen und Gestalten eine bisher unentdeckte Bedeutung: gegenüber dem dekadenten Königshof von Helsingör, gegenüber den ungeschlachten Barbaren des Fortinbras sind die umherziehenden Schauspieler die wahren Helden. Zu ihnen gesellt sich auch Hamlet als Verbündeter der Komödianten und in seinem eigenen Intrigenspiel leidender Meister der Verstellung.

Der Bewegungskunst gelingt es auch, manche archetypische Grundmotive des menschlichen Verhaltens wuchtig hervortreten zu lassen. Der empörende zweite Ehebund der Mutter wird für Hamlet zu einem auch körperlich nachempfindbaren Erlebnis (als Vision); unvergeßlich der Streit zwischen Hamlet und Laertes um den Besitz der toten Ophelia.

Sinnliche Kraft und äußerste Subtilität drängen durch die einprägsamen Zeichen der Körpersprache zum starken Ausdruck. Man glaubt, den Geist der polnischen Kunst zu spüren, und auch die Bereitschaft zu einer Interpretation, die auch die asiatischen Bezüge der Hamlet-Legende freilegt.

Alle Protagonisten des Abends müßten namentlich genannt werden. Das Gastspiel aus Polen zeigt, in weicht Richtung auch unsere Choreographen einen Weg finden könnten.

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