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Immer ist Anfang

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Hanns Sassmann ist sechzig: Ein Leben voll Saft und Kraft erheischt Zwischenbilanz. Immer hat es Kirche, Vaterland und prophetischer Publizistik gehört.

Schon in der NS-Zeit arbeitete der gebürtige Wiener, teilweise im Untergrund, für die katholische Jugend, deren Diözesanführer er 1945 wurde;Bun-dessekretär und stellvertretender Bundesjugendführer der KJÖ (bis 1951) folgten.

Elias Canetti möchte die Menschen danach beurteilen, „ob sie die Geschichte akzeptieren oder sich ihrer schämen". Hanns Sassmann, der an der Universität Wien (Dr. phil. 1949) Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte studierte, ist ein zutiefst geschichtsbewußter Mensch; auch sein notorisches Engagement für Landesverteidigung wurzelt in großösterrei-chischer historischer Tradition; nach Krieg gelüstet's den 1944 in Rußland Schwerverwundeten nicht.

Politische Moral besteht für den homo politicus H. S. nicht zuletzt, wie es Joseph Ratzinger 1981 formulierte, auch darin, „der Verführung der großen Parolen zu widerstehen, über denen die Menschlichkeit und ihre Chancen verspielt werden".

(Kurt Biedenkopf bezog diese Aussage u. a. auf extremen Pazifismus.)

Manchmal gerät auch Hanns Sassmann in den Verdacht, große Parolen zu schmieden, und die Warnung des Nobelpreisträgers Wladimir Prelog taucht auf: .Jede Tyrannei beruht auf Vereinfachung von Komplexität." Will man aber gerecht zu H. S. sein, muß man auch ihm bestätigen, daß er und sein Weltbild sich jeglicher Simplifizierung widersetzen: Wertkonservatismus paart sich oft genug mit Vorwärtsdrängen und Sinn für Institutionenreform.

Als Direktionssekretär unter Generaldirektor K. M. Stepan (1954), Verlagsdirektor (1959), Stellvertreter des Generaldirektors (1964) und Generaldirektor (seit 1968) der Styria hat er expansiven Reformeifer ebenso bewiesen wie als Vorstandsmitglied des Verbands katholischer Publizisten Österreichs (Präsident 1969-79), der KathpresS, der Gemeinschaft katholischer Zeitungs- und Zeitschriftenverlage (seit 1969 Präsident) sowie des Zeitungsherausgeberverbandes (1970-74 Präsident) oder als Präsident der Katholischen Weltunion der Presse (UCIP) seit 1980.

Zu den liebenswertesten Eigenschaften des vierfachen Familienvaters gehören Geselligkeit und sein Sinn für Freude, dieses „gigantische Geheimnis der Christen" (Chesterton) und „die einzige rechtmäßige Macht", wie Peter Handkes Seherin Nova verkündet.

Die FURCHE verdankt H. S. den erfolgreichen neuen Anfang von 1976. Er bleibt ihr unentbehrlicher Bundesgenosse. Mit F. T. Csokor wissen wir: ,Jmmer ist Anfang."

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