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Keine Tosca

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(Salzburger Osterfestspiele; „Tosca“ von Giacomo Puccini) Herbert von Karajan hat sich seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt. Er dirigiert und inszeniert im Großen Salzburger Festspielhaus „Tosca“. Und wie stets, wenn er bei den Osterfestspielen ans Pult der Berliner Philharmoniker tritt, beschert er packendes Musiktheater. Allerdings nur im Orchestergraben, wo Karajan Leidenschaften, Haß und Schmerz mit höchster Intensität zelebriert.

Auf der Salzburger Breitwandbühne findet „Tosca“ nicht statt. Da erschöpft sich Karajans Regie in einem zutiefst langweiligen Arrangement: „Oper konzertant“ genügt Karajan offenbar. Günter Schneider-Siemssens monströse, perspektivische Bühnenbilder, deren Säulen und Wände so schräg angeordnet sind, daß beim erschreckten Publikum der Eindruck entsteht, diese Kirche San Andrea und der Palazzo Farnese könnten noch vor Ende der Vorstellung zusammenkrachen, degradieren die Protagonisten zu Zwergen: Marionetten im Wettlauf durch die riesige Steinwüste der Bühnenbilder.

Noch tragischer ist das Fehlen großer Stimmen. Fiamma Izzo d'Amico ist in keinem Moment die faszinierende Primadonna Floria Tosca, sondern ein blasses Mädel aus der italienischen Opernprovinz; Luis Lima kämpft als Cavaradossi gegen Karajans Orchesterdynamik und mit den Höhen der Partie; Franz Grundheber ist nicht der grausame Polizeichef Scarpia, sondern ein grundbiederer, urgemütlicher bayrischer Schürzenjäger. Dem Publikum schienen fünf Minuten Applaus nach dieser Premiere genug!

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