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Kommt der Atomkrieg ?

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Der dokumentarische TV-Film ,,Der Tag danach“ ist nicht nur in den USA Tagesgespräch. Der Film kann aber auch helfen, die Angst vor dem atomaren Holo- kaust in positives politisches Handeln umzusetzen.

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Der dokumentarische TV-Film ,,Der Tag danach“ ist nicht nur in den USA Tagesgespräch. Der Film kann aber auch helfen, die Angst vor dem atomaren Holo- kaust in positives politisches Handeln umzusetzen.

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„Ein nuklearer Weltkrieg in unserem Jahrhundert ist möglich, ja wahrscheinlich.“

Wenn ein Mann wie Carl Friedrich von Weizsäcker (FURCHE, 47/1983) einen solchen Satz ausspricht, kann man diese Aussage nicht ernst genug nehmen.

Die Frage „Kommt der Atomkrieg?“ haben jüngst auch das Institut für empirische Sozialforschung (IFES) und das Institut für kirchliche Sozialforschung (IKS) im Rahmen von Untersuchungen in Österreich gestellt.

Das IFES erhob im Februar 1983 folgende Einstellungen zur Frie-densbewegung: 23 Prozent gaben keine Antwort, 51 Prozent waren neutral (aber vier Fünftel davon fanden die Friedensbewegung „grundsätzlich gut“), 14 Prozent deklarierten sich als Gegner und 12 Prozent als Anhänger der Friedensbewegung.

Von den letzteren drei Gruppen glauben nur jeweils 4 bis 6 Prozent, daß es in den nächsten 20 Jahren „ziemlich sicher“ zu einem Atomkrieg kommen wird, daß ein solcher „vielleicht“ ausbricht, glauben aber immerhin 37 Prozent der Anhänger der Friedensbewegung und nur 26 bis 27 Prozent aus den anderen Gruppen.

Jeweils zwischen 36 und 40 Prozent aus den drei Gruppen glauben, daß es „eher nicht“ dazu kommt, auf ein „bestimmt nicht“ legen sich 12 Prozent der Anhänger und 24 Prozent der Gegner der Friedensbewegung fest, die „Neutralen“ liegen hier mit 18 Prozent genau dazwischen.

Relativ einig sind sich alle t Gruppen, daß Österreich den Folgen eines Atomkrieges nicht entrinnen könnte und sicher mitbetroffen sein würde. 75 Prozent der Gegner und 77 Prozent der Anhänger der Friedensbewegung und sogar 82 Prozent der „Neutra len“ sind dieser Meinung. Daß Österreich weitgehend verschont bleiben könnte, erhoffen nur 2 bis 4 Prozent. Anderseits kommen 19 Prozent der Gegner und 17 Prozent der Anhänger der Friedens-bewegung mit dem Argument, es komme darauf an, wo die Atomwaffen eingesetzt würden.

Die IFES-Untersuchung erhob auch, welcher von den drei Institutionen Friedensbewegung, katholische Kirche und Vereinte Nationen am meisten Einsatz für den Frieden in der Welt zuerkannt wird. Dabei schnitt bei allen Gruppen die Friedensbewegung, gefolgt von der katholischen Kirche, am besten ab.

Die IKS-Studie „Katholiken und Friedensbewegung“ vom September 1983 beruht auf einem Zusatzprogramm zur IFES-Stu- die. Sie unterscheidet vier Gruppen nach Häufigkeit des Gottes-dienstbesuches und Einstellung zur Friedensbewegung:

Katholiken, die regelmäßig den Gottesdienst besuchen und gegen die Friedensbewegung sind (DK);

Katholiken, die (fast) nie den Gottesdienst besuchen und gegen die Friedensbewegung sind (NK);

Katholiken, die regelmäßig den Gottesdienst besuchen und für die Friedensbewegung sind (DP);

Katholiken, die (fast) nie den Gottesdienst besuchen und für die Friedensbewegung sind (NP).

Die größte Angst vor Krieg herrscht dabei in der NP-Gruppe (81 Prozent), gefolgt von den Gruppen NK (77 Prozent), DP (66 Prozent) und DK (52 Prozent).

Auch die Angst vor einem Atomkrieg plagt in erster Linie die Gruppen NK (73 Prozent) und NP (67 Prozent), weniger die Gruppen DP (58 Prozent) und DK (39 Prozent). Mit anderen Worten: die Angst vor Krieg und Atomwaffen scheint mit dem Abstand zur Kirche zuzunehmen, da regelmäßige Gottesdienstbesucher hier weniger pessimistisch in die Zukunft blicken.

Allerdings ist unter Katholiken, die gegen die Friedensbewegung sind, die Angst vor Bürgerkrieg und Terrorismus größer als in den anderen Gruppierungen.

Daß es „ziemlich sicher“ bald zu einem Atomkrieg kommt, glaubt man am ehesten in der NK-Grup- pe (12 Prozent), am wenigsten in der DK-Gruppe (0 Prozent), in der auch der höchste Prozentsatz (36 Prozent) davon überzeugt ist, daß es in absehbarer Zeit „bestimmt nicht“ zu einem Atomkrieg kommen wird.

Daß Österreich bei einem Atomkrieg auf jeden Fall mitbetroffen wäre, glauben zwar 93 Prozent der NP-Gruppe und noch 88 Prozent der NK-Gruppe, aber bei den Gruppen DP und DK ist das nur für 80 beziehungsweise 76 Prozent eine ausgemachte Sache.

Faszinierend bleibt, daß diese Untersuchung gerade im Katholikentagsjahr für die praktizierenden Katholiken nicht Zukunftsangst und Kleingläubigkeit ausweist, sondern ein besonders hohes Maß an Hoffnung und Zuversicht.

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