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Kraftlose „Privatreligion”

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„Was den Österreichern heilig ist”, erfuhr man am 19. März im Wiener Don-Bosco-Haus. Das Wiener Institut für Pastoraltheologie und das Österreichische Institut für Jugendkunde legten erste Resultate aus drei neuen Studien vor. Die Autoren, voran der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner, konstatieren einen merklichen Wertewandel in den letzten 20 Jahren. Man sucht die „kleine Lebenswelt” (der freigewählten Beziehungen, der geliebten Partner, der Kinder, der Freunde) und erstrebt sowohl Freiheit als auch Beheimatung.

94 Prozent der Österreicher wollen „gesund sein”. Weiters „sehr wichtig”: die Familie (84 Prozent), die Arbeit (54 Prozent), Freunde (45 Prozent), Religion und Freizeit (je 36 Prozent), kaum Politik (sieben Prozent). Die Trends kennzeichnet die Vorsilbe „Post-” (Nach-): • Postautoritär: Strenge Autoritäten, „obrigkeitliche Institutionen” (ob Schule, Bundesheer, Kirchen) haben Vertrauen verloren.

• Postsolidarisch: Es gibt mehr Individualimus („Jeder muß seine Probleme selbst lösen”), weniger Bereitschaft zu Bindungen (Ehe).

• Postmaterialistisch: Das Belohnungsstreben nimmt ab (da materielle Sicherheit als selbstverständlich gilt), man wendet sich „Ideen” statt „Geld” zu.

• Posttranszendent: Die meisten suchen den Himmel auf Erden. Religiöser Sinn ist kaum verbreitet.

• Postchristlich: Die Studie unterteilt in vier Gruppen: 24 Prozent „Hochkirchliche” (praktizierend); 28 Prozent „Hochreligiöse” (wenig praktizierend); 29 Prozent „Kulturreligiöse” (wenigpraktizierend); 19 Prozent „Unreligiöse”. Wichtiges Resümee: Als kulturell formende Kraft ist nur eine kirchengebundene, nicht eine „private” Religiosität wirksam.

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