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Licht auf dem Berg

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„Erzieher mit Spürnase, Pionier der guten Presse, Anwalt des Papstes, Visionär und Prophet, Lausbub bis ans Lebensende“ - all das (so ein Salesianertext) war Don Bosco.

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„Erzieher mit Spürnase, Pionier der guten Presse, Anwalt des Papstes, Visionär und Prophet, Lausbub bis ans Lebensende“ - all das (so ein Salesianertext) war Don Bosco.

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„Wenn ich den Namen ,Don Bosco“ höre, dann erinnere ich mich an meine Studienzeit in Rom. Wir lasen als Tischlektüre die Biographie Don Boscos. Als Lektor war gerade der spätere Primas von Polen Kardinal Wys-zynski an der Reihe. Folgende Episode aus dem Leben dieses bewundernswerten Heiligen trug er vor: Zwei Domherren meinten, man müßte Don Bosco in eine Anstalt einliefern; der .Kranke“ durchschaute den Plan, ließ zuerst die Herren die Anstaltskutsche besteigen, schlug aber dann die Tür zu. So landeten die hochlöblichen Männer im Irrenhaus, und erst nach langen Klarstellungen entließ man sie.—Der Student Wyszynski brach in Lachen aus und konnte sich nicht mehr erfangen; so mußte die Tischlesung abgebrochen werden.“

Kardinal Franz König erzählte vorige Woche beim „Internationalen Kongreß der Salesianer Don Boscos“ in der Wiener Hofburg diese Begebenheit und fügte hinzu: „Welch eine sympathische Erscheinung - dieser Don Bosco!“

Mit diesem Kongreß, bei dem es vor allem um kirchliche Jugendarbeit und erzieherisches Handeln im Geiste Don Boscos ging, begannen die Feierlichkeiten aus Anlaß des 100. Todestages dieses Apostels der Jugend. Am Todestag selbst — Giovanni Bosco starb am 31. Jänner 1888 in Turin - feiern Österreichs Bischöfe einen Festgottesdienst in der Don-Bos-co-Kirche in der Wiener Hagen-müllergasse, der vom ORF (FS 2) und vom Zweiten Deutschen Fernsehen übertragen wird.

Die große Leistung des 1815 in Becchi bei Turin geborenen und 1841 zum Priester geweihten Giovanni Bosco lag darin, zahllosen Jugendlichen in wirtschaftlich schwieriger Zeit wieder Hoffnung gegeben zu haben. Er verhalf entwurzelten Jugendlichen vom Land zu einer soliden Ausbildung und zu einer gesicherten Existenz. Gleichzeitig erschloß er ihnen durch beispielhaftes Vorleben den christlichen Glauben und damit den Sinn des Lebens.

Die von ihm 1859 gegründeten Salesianer Don Boscos sind heute weltweit der drittgrößte Orden der katholischen Kirche mit 17.160 Mitgliedern in 1536 Niederlassungen in etwa 90 Ländern. 1872 kam es zur Gründung der Don-Bosco-Schwestern, die heute 17.148 Mitglieder in 1478 Niederlassungen zählen. Schwerpunkte der Ordensarbeit sind nach wie vor Schule, Jugendarbeit, Berufsausbildung, insbesondere auch Missionseinsätze in aller Welt.

Die spürbare Liebe, wie sie Don Bosco gefordert habe, müsse Herzstück der Option der Kirche für die Jugend sein, betonte der Wiener Pastoraltheologe Paul Michael Zulehner bei seinem Kongreßvortrag: „Wir sind selbst schuld daran, daß die Jungen uns umgehen, weil wir das Feuer des Evangeliums zugedeckt haben unter bequemer Bürgerlichkeit.“

Giovanni Bosco, 1934 heiliggesprochen, war ein Mann unbeschwerter Heiterkeit, tätiger Liebe und tiefer Frömmigkeit. Dafür, daß er weit über das kirchliche „Intensivsegment“ hinaus anerkannt wird, sind die Herausgabe einer Briefmarke zum Kongreß und eine Don-Bosco-Sonderbei-lage der „Wiener Zeitung“ kleine Indizien.

Kardinal König ließ beim Kongreß anklingen, daß unsere Zeit jener Don Boscos verwandt sei. Auch heute sind viele Jugendliche arbeitslos, heimatlos und ohne Hoffnung. Hier wäre von Don Bosco zu lernen.

Kardinal König wörtlich: „Worte bewegen und haben Einfluß — noch mehr aber bewegt das persönliche Beispiel. Wie sich doch bei Don Bosco schlichte Natürlichkeit, Realismus und Optimismus mit einer ganz selbstlosen christlichen Gottes- und Nächstenliebe verbinden. Solche Menschen sind ohne viele Worte Wegweiser in einer Welt und Gesellschaft, die sonst arm wäre, wenn sie kein .Licht auf dem Berg“ und .kein Salz für die Erde“ hätte (Mt 5,13). Solche gelebte Beispiele und Zeugnisse reißen auch in unserer Zeit und Welt mit.“

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