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Macht des Wortes

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1980 kam Lew Kopelew mit seiner Frau Raissa Orlowa nach Deutschland, und da ihnen nach zwei Monaten die sowjetische Staatsbürgerschaft aberkannt wurde, blieben sie. Lew Kopelews Aufsätze, Artikel und Diskussionsbeiträge aus den Jahren 1983-90 sind nun als Buch erschienen.

Daß sich manches wiederholt, haben Sammelbände so an sich. Da sich in den letzten Jahren politisch manches verändert hat, können wir in etlichen Fällen nur mehr überprüfen, ob Kopelew Entwicklungen richtig vorhergesehen und eingeschätzt hat.

Seinen Themen und Anliegen ist unsere Zustimmung sicher: Es geht ihm um die Menschenrechte wie um die Einheit von Wissenschaft, Politik und Moral. Er setzt sich mit Deutschland auseinander und untersucht die deutsch-russischen Beziehungen. Unerschütterlich ist sein Glaube an die Macht des Wortes.

Manche seiner Argumente sind allzu abstrakt und beschwörend, sein Rußland-Pathos blendet manche reale Details (etwa die krasse zivilisatorische Zurückgebliebenheit) aus. Die geistigen Traditionen Rußlands werden gelobt, unvermeidlicherweise auch Nikolaj Fjodorow (1828-1903), auf den das philosophisch verbrämte Geschwafel vom sogenannten „russischen Kosmismus" zurückgeht.

Lew Kopelew ist durch seine Biographie eine Autorität, und seine La-ger-Aufzeichungen sind zentrale Zeugnisse unseres Jahrhunderts. Seine Äußerungen verdienen Respekt, auch wenn man sich aus den „Texten der deutschen Jahre" nicht allzuviel Neues erwarten darf.

UND DENNOCH HOFFEN. Texte der deutschen Jahre. Von Lew Kopelew. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 1991. 223 Seiten, öS 265,20.

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