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Meine ,persönliche' Meinung

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Eine „persönliche“ Meinung zu haben, die von der „offiziellen“ abweicht, ist in Österreichs Innenpolitik derzeit genauso modern wie ,jogging“ im Weißen Haus.

Als oberster Vorturner in Meinungs-Akrobatik hat ja Bundeskanzler Bruno Kreisky schon jahrelang demonstriert, was man mit Meinungen alles anfangen kann: man kann staatsamtliche, parteioffizielle, persönliche Meinungen haben; man kann auch keine Meinung haben; man kann Meinungen gegen Meinungen austauschen usw. -je nach eigenem Einfallsreichtum und des Publikums Einfallslosigkeit.

Felix Ermacora ist auch Besitzer mehrerer Meinungen: Persönlich ist er für drei Monate Grundwehrdienst, mehr Truppenübungen und Raketenbewaffnung. Als Wehrsprecher der ÖVP ist er für sechs Monate Grundwehrdienst und gegen Raketenbewaffnung.

Ebenso ist Anton Benya ein M einung s-Multi: Als Parlaments-Präsident besteht er auf der

Beachtung der vom Nationalrat beschlossenen Gesetze, also auch des Anti-Zwentendorfgesetzes. Als OGB-Präsident könnte er ohne weiteres gegen das Zwenten-dorf-Gesetz sein, wenn der ÖGB derartiges beschlossen hätte. Er hat aber nicht. Also hat der ÖGB-Chef doch keine Zwentendorf-Meinung, wohl aber der schlichte Mann von der Straße namens Anton Benya; und der ist für Zwentendorf.

Niemand soll jetzt meinen, daß alle Meinungen offiziell und amtlich sein müßten. Das wäre ganz schlimm.'

Wohl aber wäre zu wünschen,-daß sich der Bundeskanzler nicht dauernd vor Kreisky, der Wehrsprecher vor Ermacora und der Parlaments-Präsident vor Benya verstecken muß. Doch sollten die persönlichen Meinungen weiterhin den Gang der Geschichte bestimmen, dann bin ich wohl auch einmal an der Reihe, um nach dem Ministerrat meine Meinung zu sagen; ohnehin nur meine ganz und gar persönliche ...

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