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Olympische Fairnefi

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Da soli es einst die Sitte gegeben haben, wahrend der Aus-tragung der olympischen Spiele Frieden zu halten, zumindest zeitweilig die Waffen ruhen zu lassen. Auch die Wiederbelebung der Spiele vor 100 Jahren war mit dieser Absicht verbunden. Drastisch wurde uns vor Augen gefuhrt, daG diese Idee vom Frieden vorlaufig eine Utopie bleibt.

So konnte, miiGte man sich be-scheidener geben. FairneG als Vorlau-fer des Friedens konnte es etwa sein. FairneG im Wettkampf, FairneG im Umgang miteinander, besonders im

streBgeplagten Umfeld der Spiele. Aber auch dariiber hinaus: Ware es nicht ein faszinierendes Wagnis, fiir die Zeit der olympischen Wettkamp-fe weltweit den fairen Umgang miteinander zu proklamieren und zu ver-suchen? Aber auch davon sind wir noch weit entfernt.

„01ympia live" ereignet sich fiir uns in den Medien. Sie wollen uns im MaBstab 1:1 vermitteln, was an den Wettkampfstatten geschieht. Ihre FairneB habe ich bisher oft ver-miBt. Da hbre ich Reporterklagen iiber Hitze und lange Wege, mok-kierende Remerkungen und Ne-

bensatze mit Unterton iiber das halt so andere Denken und Verhalten der Amerikaner, und wie doch gerade beim anwesenden Publikum der Heimvorteil spiele und die Regeiste-rung fiir die amerikanischen Sport-lerinnen und Sportier iiberborde.

Schade, daG es vorwiegend nur solche Medienschaffende in Atlanta sind, die es ausschlieGlich zu Hause als gut empfinden. Solche, die offensichtlich Innsbruck 1964 und 1976 mit der Euphorie um Franz Klammer schon vergessen haben, sonst wurden sie das AVort vom nationalen Chauvinismus nicht so

locker im Mund fiihren. Solche, die ins Vorbereitungskomitee der Spiele gehbrt hatten, weil sie es besser wis-sen. Ich glaube nicht, daG der ORF und andere Medien ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Auftrag ausgestattet haben, Kritik der Spiele (und damit der Veranstalter und des Veranstaltungs-landes) zu vermitteln.

Medien hatten die Chance, positive Atmosphare (im wbrtlichen Sinn) zu libertragen und den olympischen Geist zu vermitteln. Fiir alles andere ist „objektive Rerichterstattung" nur ein Feigenblatt.

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