6921883-1981_47_17.jpg
Digital In Arbeit

Nach Ebner denken

Werbung
Werbung
Werbung

Es ist nicht ungefährlich, ein wissenschaftliches Gespräch über einen Denker zu organisieren, der nicht weniger als den „Selbstmord der Philosopie“ proklamierte.

Von Bund, Land und privater Seite großzügig dotiert, unternahm die Gemeinde Gablitz zusammen mit der Wiener Universität den Versuch, in drei Referat- und Diskussionstagen die aufgehäufte Dankesschuld Ebners monomanisch anmutendem „Bedenken des Wortes“ gegenüber abzutragen. Es oblag den Wiener Ordinarien Wuche- rer-Huldenfeld und Kam- pits, die Grundeinsicht Ebners in ihrer Sprache darzustellen, seine nicht länger kategorial-logische Auffassung der Sprache, in der er auch die negative Form der idealistischen Selbstsetzung bei Kierkegaard hinter sich brachte: im „Satz“ eben, im Wort (Vetter).

Diesem prekär formulierten Grundgedanken gegenüber suchten die einen, sich das eigene System durch Ebner bestätigen zu lassen; der Psychotherapeut Ringel etwa mahnte, das Dialogische müsse entsprechend vermittelt sein. Der Pädagoge Heitger versuchte eine mehr logische als dialogische Begründung von Autorität und Tradition. Der Max Adler-Schüler Leser wiederum ordnete den Volksschullehrer Ebner in die philosophia perennis ein, aus der er Materialismus und Evolutionismus ausnimmt.

Den anderen Weg wies Dethloff, der aufgrund seines Studiums eines unveröffentlichten Tagebuchs präzisierte, was Ebner unter „Traum vom Geist“ versteht.

Stieg (Paris) ging auf den „Fall Kraus“, auf den grundlegenden Unterschied zwischen der Wortgesetzlichkeit des Fackel-Herausgebers und dem Sprachden- ken des Brenner-Autors ein. Für diesen empfangen am Ende die verschiedenen Spielarten geistigen Lebens von ihrer Beziehung zum

Sinn des Wortes her eine neue, relative Bedeutung (Methlage).

Die Theologen (Casper, Langemeyer) ließen sich von Ebner, den Buber bei der Abfassung von „Ich und Du“ bereits kannte (Hor- witz, Jerusalem), zu neuer Begrifflichkeit anregen: er sei der Denker der (etymologisch zu verstehenden) „Diachronie“, der Zeit des Wartens, Geduldens, Leidens, der gestörten Zeit, wie sie die Wirklichkeit zwischen Ich und Du ausmacht.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung