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Gewissenserforschung

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Die Mediensprache verrät es wieder einmal: Der Krieg in Bosnien-Herzegowina geht uns nichts an, soll uns offenbar nichts angehen. Wie anders kann man sonst Schlagzeilen verstehen, die dasTJebakel „der” UNO ausweiden, sich nachgerade genüßlich am „Triumph der Serben über die UNO” delektieren?

Jene, die die Vereinten Nationen immer schon für überflüssig gehalten haben, vermeinen jetzt Oberwasser zu haben. Gibt's was Günstigeres, als jetzt die Unfähigkeit und Hilfslo-sigkeit der Weltgemeinschaft darzustellen? Doch halt! Wer sind denn diese Vereinten Nationen, über die sich momentan vermeintlich gerechtfertigt lästern läßt? Ist das nicht jene Gemeinschaft, der mittlerweile, 50 Jahre nach Gründung, mit wenigen Ausnahmen alle Staaten der Erde angehören? Haben nicht auch wir Österreicher uns als UNO-Mitglied der Erhaltung des Weltfriedens durch kollektiven Beistand gegen Angriffskrieg oder Gewaltanwendung verpflichtet?

Daß dies in der Praxis schwerer ist als es diverse gutgemeinte Resolutionen glauben machen wollen, wissen wir nicht erst seit dem Krieg auf dem Balkan. Den guten Willen sollten wir uns aber nicht nehmen lassen! Das Lästern über die UNO müßte also eigentlich in eine Gewissenserforschung münden: Was haben wir unterlassen, daß Friedensstiftung etwa auf dem Balkan nicht gelingt? Sehenden Auges haben wir und die Weltgemeinschaft (ist sie das wirklich?) Lug und Trug seitens der Serben jahrelang hingenommen.

Das Schlamassel haben wir alle, und nicht eine anonyme UNO, mitzuverantworten. Daß junge UNO-Soldaten leiden, darf nicht Anlaß sein, die Vereinten Nationen mit Häme zu überschütten. Darin manifestiert sich unser aller Versagen.

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