7084662-1994_11_01.jpg
Digital In Arbeit

Willy Romelus: ,,Der Vatikan sollte Fehler gutmachen“

Werbung
Werbung
Werbung

Erist 63 Jahre alt, seit 1977 Bischof von Jėrėmie im Westen Haitis und ein unerschrockener Anwalt der Menschenrechte in seiner Heimat: Willy Romelus. Auf einer Europareise, die ihn schon nach Belgien und Frankreich führte, kam er auf Einladung der Päpstlichen Missionswerke in Österreich – neuerdings „Missio Austria“ genannt – nach Wien.

Der dunkelhäutige Bischof trauert der Amtszeit des am 16. Dezember 1990 gewählten Präsidenten von Haiti, Jean-Bertrand Aristide, nach. Zwischen dessen Amtsantritt am 7. Februar 1991 und dessen Sturz durch das Militär am 30. September 1991 sei Haiti eine „Oase des Friedens“ gewesen. Romélus: „Heute stehen wir morgens auf und finden nichts als Leichen.“ Gewalt und Terror herrschen in dem armen Land, dessen Entwicklung die Militärs stets behindert hätten. Romélus wirft den Vereinigten Staaten vor, zwar von Demokratie zu reden, aber im Grunde die Diktatur zu stützen. Das Wirtschaftsembargo mache nur die Reichen reicher und die Armen noch ärmer.

Der mehrfach an Leib und Leben bedrohte Bischof dankt für die 33.000 Unterschriften, die man 1993 in Österreich für ihn sammelte. Solche Aktionen hätten Wirkung. Das Volk Haitis habe es jedoch als „Schlag ins Gesicht“ empfunden, als der Vatikan 1992 als einziger Staat einen neuen Botschafter zum Militärregime nach Haiti entsandte. „Diesen Fehler sollte man gutmachen“, sagt der Bischof, stets versöhnlich und nie aggressiv wirkend. Er mahnt aber Rom, wo sein Ad-limina-Besuch beim Papst ansteht, und seine Amtsbrüder in Haiti, ein klares Wort der Kritik am Regime zu sprechen.

Seine Antwort auf die Frage, ob er Angst habe: „Wenn ich Angst hätte, würde ich nicht so zu Ihnen sprechen.“

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung