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Polen: Auferstehung heißt auch Aufklärung

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Ostern in Polen: Das Fest der Auferstehung des Herrn wurde in allen Kirchen des Landes wie eh und je mit großer Anteilnahme der Gläubigen gefeiert.

In die religiöse Freude haben sich aber unübersehbar auch Ernüchterung und Bitterkeit eingeschlichen. Überall machen sich im Lande Sorgen, Ängste und Zweifel bemerkbar. Die wiedergewonnene Freiheit hat man sich ganz anders vorgestellt. Schwer drücken die Sorgen um das tägliche Überleben auf Familien, alte Leute und sozial Schwache. Das Leben ist hart geworden in der neuen Freiheit, sagte ein junger Priester in seiner Osterpredigt.

Aber auch die Kirche hat ihre liebe Not mit der neuen Freiheit. Ihr Einfluß hat in einer pluralistisch gewordenen Gesellschaft sichtlich abgenommen. Die alte Formel: polnische Nation ist gleich Katholizismus gilt schon lange nicht mehr.

Die Schuldigen sind längst gefunden. Es sind die neuen Medien, allen voran die größte polnische Tageszeitung „Gazeta wyborcza", heißt es in höchsten kirchlichen Kreisen immer wieder. Sogar Hirtenbriefe werden gegen den „verderblichen Einfluß kirchenfeindlicher Kreise" aus Politik und Medien von den Kanzeln verlesen.

Es gibt aber keinen Weg mehr zurück zum Status quo ante, auch wenn es für bestimmte Teile der polnischen Kirche vielleicht angenehmer wäre. Das sagte auch der Führer der christlich-demokratischen Union, Tadeusz Mazowiecki, in einem Interview mit der verteufelten „Gazeta wyborcza": „Die Kirche muß erkennen, daß sie es jetzt mit einem demokratischen Staat zu tun hat". Sonst gerate sie in Gefahr, als dunkle Kraft gegen Aufklärung und demokratische Gesellschaft zu gelten.

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