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Uber dreißig Jahre haben die großen Verlagshäuser und deren Experten gebraucht, um zu erkennen, was der österreichische Dichter Rudolf Felmayer und der Schriftsteller Oskar Jan Tau-schinski zu Beginn der fünfziger Jahre, also im 30. Lebensjahr der 1970 verstorbenen Dichterin Marlen Haushofer bereits wußten: Dort, wo es uns vor der Komplexität des Daseins die Rede verschlägt, beginnt die Haushofer plastisch zu erzählen.

Nun erscheint Jahr um Jahr ein Band ihres Lebenswerkes. Ob burlesk-graziös, impressionistisch farbig, schnippisch-selbstironisch, oder magisch beschwörend, sie verfügt über alle möglichen Tonarten des Erzählens mit der gleichen Natürlichkeit und Souveränität.

Im Mittelpunkt steht die Frau. Da die Haushofer die Menschenwelt als ein immanent psychologisches Phänomen erlebt, ist ihr Stil frei von essayistischen Ein-schüben ideologischer Spekulationen. Sich an die Männer, diese „Spekulanten“, zu gewöhnen, ist zumeist ein harter Lernprozeß für deren Partnerinnen. Da aber Marlen Haushofers Gestalten in diesen 48 Erzählungen nicht aufhören wollen, etwas zu lieben, so müssen sie damit anfangen, die Welt im ganzen als natürliche Offenbarung zu bejahen.

BEGEGNUNG MIT DEM FREMDEN. Von Marlen Haushofer. Ciaassen Verlag, Düsseldorf 1985. 286 Seiten, geb., öS 232,50.

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