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„Religionslehrer erzählen auch was über Marx..

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Juso-Chef Albrecht K. Konecny hat die Rolle des Wolfes im Schafspelz mit jener des Schafes im Schafspelz vertauscht. Er ist als Abwiegler vom Dienst unterwegs, all die Wogen zu glätten, die Österreichs SPÖ-Kücken in der Debatte um den Religionsunterricht aufgepeitscht haben. Auch als gerichtlich bestellter Kurator des „Österreichischen Freidenkerbundes” (die FURCHE berichtete), der laut Konecny „ein paar hundert Leute” um sich schart, ist er nicht darauf erpicht, einen Weltanschauungskrieg in Österreich zu entfesseln: „Wir wollen keine Kirchenaustrittspropaganda starten.. .aber die Taufscheinkatholiken gehören zu den unsympathischsten Erscheinungen in diesem Lande…”

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Juso-Chef Albrecht K. Konecny hat die Rolle des Wolfes im Schafspelz mit jener des Schafes im Schafspelz vertauscht. Er ist als Abwiegler vom Dienst unterwegs, all die Wogen zu glätten, die Österreichs SPÖ-Kücken in der Debatte um den Religionsunterricht aufgepeitscht haben. Auch als gerichtlich bestellter Kurator des „Österreichischen Freidenkerbundes” (die FURCHE berichtete), der laut Konecny „ein paar hundert Leute” um sich schart, ist er nicht darauf erpicht, einen Weltanschauungskrieg in Österreich zu entfesseln: „Wir wollen keine Kirchenaustrittspropaganda starten.. .aber die Taufscheinkatholiken gehören zu den unsympathischsten Erscheinungen in diesem Lande…”

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Mit welcher Ansicht sich Konecny mit vielen überzeugten Katholiken auf einer Linie zu treffen vermeint.

Mit seinem Freidenkerbund, der „global left of center” einzuordnen ist, will Konecny einer nennenswerten Zahl österreichischer Zeitgenossen, die ohne religiöses Bekenntnis sind, eine Interessensvertretung („nicht eine Kammer der konfessionell Ungebundenen …”) bieten, um in einzelnen Bereichen dem Machtanspruch der Kirche etwas entgegensetzen zu können: „Es muß jemandengeben.. wenn in der Schule XY ein sozialer Druck ausgeübt wird, damit sich die Kinder nicht vom Religionsunterricht abmelden..der einen Gegendruck ausübt.”

Konecnys konfessionsloses Stek- kenpferd soll übrigens kein Freidenkerbund „von den Kommunisten bis hin zu den Nazis” sein: „Wir wollen die Konsensfähigkeit nicht überfordem. Schließlich steht uns a katholisch motivierter Sozialdemokrat immer noch um Häuser näher als a religiös nicht motivierter Nazi…” Ganz kann Konecny, obwohl er rhetorisch dagegen protestiert, den Eindruck nicht verwischen, daß die Freidenker den Sozialisten gerade in einer Zeit, in der sie die Christen intensiv umwerben, nicht ungelegen kommen, um neuerlich zu zeigen, wie breit das weltanschauliche Spektrum ist, das unter dem Hut von Papa Kreisky Platz findet. Konecny muß sich solche Vorwürfe einfach gefallen lassen, steht er doch, wie er selbst einräumt, im „Schaufenster” der Sozialistischen Partei.

Mit welchen Argumenten hinter den zugemachten Türen der SPÖ-Zentrale in der Wiener Löwelstraße über die Religions-Hatz der Parteijugend debattiert wurde, ist nicht bekannt, aber nachzuempfinden. Die Tendenz, erst wieder einmal Gras über die Angelegenheit wachsen zu lassen, dürfte auch damit Zusammenhängen, daß Konecny zur Zeit peinlichst bemüht ist, zu versichern, daß an eine Abschaffung des Religionsunterrichtes überhaupt nicht gedacht sei. Die Junge Generation in der SPÖ habe nur versucht aufzuzeigen, daß „es möglich sein muß, technische Äußerungsformen des Glaubens genauso in Frage zu stellen wie technische Äußerungsformen der SPÖ oder des ARBÖ … was nicht heißen soll, daß ich die Kirche mit dem ARBÖ vergleichen möchte”.

Ob Konecnys momentane Toleranz dem Religionsunterricht gegenüber daraus resultiert, daß „der Religionslehrer an manchen Schulen der einzige Lehrer ist, der den Schülern etwas über Marx erzählt”, bleibe dahingestellt. Jedenfalls hat er reoht, wenn er das verurteilt, was nach seinen Behauptungen an einer Tiroler Schule passiert ist: Dort nannte der Religionslehrer „Luther, Hitler und Schmidt” die drei größten deutschen Verbrecher. Konecny fordert, der Religionsunterricht müsse freigehalten werden „von solchen politischen Implikationen”, er müsse sich beschränken auf eine „Religionsbekenntnisunterweisung”. In der Beaufsichtigung des Religionsunterrichtes möchte aber Konecny unbedingt der Kirche das Monopol entziehen: .. wir haben da noch keine fertigen Lösungen..

Die Idee seiner Freunde aus der Sozialistischen Jugend, neben dem Religionsunterricht ein eigenes Fach „Sozialismuskunde” einzuführen, hat Konecny verworfen. Dafür gebe es ja die Staatsbürgerkunde, die zu einer echten „politischen Bildung” oder besser: einer „gesellschaftlichen Bildung” ausgebaut werden sollte: „An Stelle einer verhatschten Institutionenkunde, wie sie derzeit in der Staatsbürgerkunde geboten wird.”

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