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Die Zores des Albrecht K.

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Mit deutlich spürbarem Ärger blickte Albrecht K. Konecny, Bundesvorsitzender der Jungen Generation in der SPÖ, Anfang Februar 1976 in der sozialistischen Diskus-sions-Postille „Die Zukunft“ auf die Vergangenheit zurück. Wo doch eine Partei ob ihres großen Wahlerfolges im Oktober 1976 jubelte, mußte er bekennen: „Entscheidend ist, daß es weder den Jugendorganisationen noch der Gesamtpartei gelungen ist, mit einem namhaften Teil der Jungwähler jenes laue Solidaritätsverhältnis herzustellen, das für einen guten Teil der SPÖ-Mitglieder und-für die SPÖ-Stammwähler charakteristisch ist.“ ,

Dabei hatte Albrecht K. Konecny doch wirklich alles getan und tuen lassen, um Jungwähler für seine Partei zu mobilisieren. Mit einigen Getreuen drang er in die spanische Botschaft ein, um gegen politische Todesurteile zu demonstrieren. Ergebnis seiner humanen Zerstörungswut: ein Schaden von rund einhunderttausend Schilling, den nun die Steuerzahler an den spanischen Staat refundieren müssen. Albrecht K. Konecny wurde von einer mildtätigen Justiz vorerst aus der Strafverfolgung entlassen. Möglicherweise wird die SPÖ für den Schaden

aufkommen; letzte Entscheidungen darüber sind noch nicht gefallen. Albrecht K. Konecny ließ auch Plakate mit dem Embleme der ÖVP fälschen, auf denen sich die Volkspartei zur Zerstörung der Seenufer, für die Vertretung der Interessen der Kapitalisten, also für die Industriellen und die Rentiers, bekannte. Und — doch darüber wird noch untersucht — die Junge Generation des Albrecht K. Konecnys soll auch ÖVP-Flugblätter gefälscht haben, auf denen derart kriminelle, Äußerungen über die Bundesregierung und den Regierungschef gedruckt waren, daß es für die SPÖ keinerlei Schwierigkeiten gegeben hätte, die ÖVP im Wahlkampf glaubhaft der Verleumdung zu bezichtigen. Diese Aktionen allesamt waren freilich weder überaus überlegt noch professionell arrangiert. Nur für einen leitenden Staatsanwalt waren sie bei der ersten Befassung völlig belanglos, noch Monate später brachte eine dann damit befaßte Justizbeamtin noch ausreichend viel Material für ein strafrechtliche Verfolgung zutage.

Nun beklagt sich Albrecht K. Konecny, den SP-Vorsitzender Kreisky einen „talentierten und loyalen jungen Mann“ nennt, über eine „poli-

tische Justiz ohne Verfahren und Urteil“. Dabei ist das politische Urteil über ihn längst gesprochen, und zwar von der eigenen Partei, als es darum ging, die SP-Parlamentsfrak-tion endgültig zusammenzustellen. Der sichere Anwärter auf ein Reststimmenmandat, unser Albrecht K. Konecny, fiel dabei gründlich durch. Und auch kein mildtätiger Justitiar der gleichen politischen Couleur konnte ihn davor bewahren. Und erst recht trägt die ÖVP daran nicht schuld. Das kam, weil die dem Leistungszwang so abholde SPÖ politische Benefizien schon auch nach den Kriterien des Erfolges verteilt. Und der Erfolg ist es nun wirklich nicht, der Albrecht K. Konecny auf den Fersen ist. Eher sind es schon die Zores, die ihm sein eigener Ehrgeiz antut.

Anfang Februar 1976 kritisierte Albrecht K. Konecny das Image seiner Partei, das bei den Jungwählern nicht ankommt. Sie gelte als „zu sehr etabliert“, lasse „keine individuellen Freiheiten bestehen“, beeindrucke keineswegs als offene Partei und könne auch nicht die Überzeugung vermitteln, daß der „kleine Mann“ etwas ändern könnte. Die Jungwähler aus der „neuen städtischen Mittelschicht“ sind erst recht schwer zu

mobilisieren, weil „die Leitbilder dieser Gruppe eher auf abwägendes Beurteilen, nicht auf aktives, kollektives Engagement gerichtet sind“. Aus derlei Einsichten könnte Josef Taus viel Kraft für das beabsichtigte politische Engagement der ÖVP für den Mittelstand schöpfen. Albrecht K. Konecny haben diese Bekenntnisse in der Partei sicherlich auch nichts genützt.

Einen deutlichen Hang zur Ehrlichkeit kann man Albrecht K. Konecny eben auch nicht absprechen. Freilich steht dieser guten Eigenschaft sein großer Ehrgeiz, noch in dieser Legislaturperiode in das Parlament einzurücken, im Wege. Erst nannte er das Abweichen vom sechsmonatigen Wehrdienst einen Betrug an den Wählern, dann ließ er sich von seinem Parteivorstand breitschlagen. In seiner eigenen Partei sagt man ihm die Eigenschaft nach, im Parteivorstand brav zu sein und\zu allem Ja und Amen zu sagen, um dann auf freiem politischem Terrain dagegen zu protestieren. Das nimmt gerade die Wiener SPÖ ihren Männern, die auf totale Parteidisziplin verpflichtet sind, krumm. Warum sollte sie da mit Albrecht K. Konecny eine Ausnahme machen?

Albrecht K. Konecny hat bei der letzten Wahl des Bundesvorsitzenden der Jungen Generation nur einen hauchdünnen Vorsprung vor seinem Konkurrenten Heinrich Keller, einem in der eigenen Partei gleichfalls umstrittenen Mann, er-

rungen. Seine politische Karriere dürfte für einige Zeit unterbrochen sein. Um seine Glaubwürdigkeit ist es weder in der Jungen Generation noch in der Mutterpartei gut bestellt. Auch beruflich schaffte er nicht den Aufstieg in die Geschäftsführung des SP-Meinungsfor-schungsinstituts IFES; kurz: er wird in den nächsten Jahren wahrscheinlich einen lammfrommen JG-Bundesvorsitzenden abgeben, sollten ihn nicht strafrechtliche Urteile ganz aus der politischen Laufbahn werfen.

Man sollte sich über seine Mißerfolge, über sein Schicksal nicht freuen. In der ohnedies recht faden österreichischen Jugendpolitik lieferte er manch interessante und meist auch ernstgemeinte Abwechslung. Wie viele seiner Vorgänger in seiner Funktion, hat er die Schizophrenie seiner politischen und auch ökonomischen Situation noch nicht ganz überwunden. Er denkt und argumentiert links, will den Kapitalismus beseitigen, alle Bereiche demokratisieren, das System völlig ändern. Und in den feinen Restaurants der Wiener Innenstadt fallen ihm dazu die besten Ideen ein. Er weiß sie im besten Schönbrunnerisch an den Mann zu bringen und beklagt sich im übrigen über die sprachlichen Barrieren, die zwischen der JG-Führung und den JG-Mltglie-dern liegen. Eigentlich schade um ihn, er hat das Zeug für einen „kleinen Kreisky“.

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