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Ruiniertes Peru

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Peru gilt heute nach Bolivien als der gefährdetste Staat Südamerikas. Jetzt setzt das Land die Hoffnung auf eine Gesundung in einen neuen Präsidenten. Ein absoluter Wahlsieg am 14. April des Reformkandidaten Alan Garcia würde dem Land in einer katastrophalen wirtschaftlichen Situation eine polarisierende Stichwahl zwischen den beiden Erstplazierten ersparen.

Der junge, elegant auftretende Garcia ficht für die APRA-Partei (Alianza Populär Revolucionaria Americana), die bereits in den zwanziger Jahren von Haya de la Torre als indoamerikanischer Sozialismus gegründet worden ist.

Alan Garcia, politischer Sohn des 1980 verstorbenen Parteivaters, stellt ein radikalreformistisches Programm für alle Peruaner vor. Er kritisiert beißend den Internationalen Währungsfonds, er würde als peruanischer Staatspräsident eher eine Verteilungs-denn eine Stabilisierungspolitik erproben.

Stärkste Herausforderer von Alan Garcia sind der christlichsoziale Luis Bedoya (früher mehrfach Bürgermeister von Lima) mit der konservativen Sammelbewegung „Convergencia De-mocrätica” und der derzeitige Bürgermeister von Lima, der Marxist Alfonso Barrantes von der linksradikalen Parteienkoalition „Izquierda Unida”.

Daß Javier Alva als Kandidat der Regierungspartei „Accion Populär” hoffnungslos abgeschlagen nachläuft, zeigt auf, wie verschlissen das Prestige von Staatspräsident Fernando Belaunde ist. Präsident Belaunde hat schöne Reden gehalten, ansonsten aber nichts getan, um Perus Abgleiten in den Ruin zu verhindern.

Derart bankrott ist der Sol, Perus traditionelle Währungseinheit, daß schrittweise eine neue Einheit, der Inti (im Verhältnis 1000:1) eingeführt werden muß. Peru schuldet an die 14,5 Milliarden Dollar, das Fünffache des jährlichen Ausfuhrwertes (der 1984 drei Milliarden Dollar betragen hat).

Zwar schloß das Jahr 1984 mit einem Wachstum von 3,5 Prozent ab, aber nur wegen der relativ guten Erträge in der Landwirtschaft und im Fischfang. Auch genügen 3,5 Prozent nicht, um die minus 12 Prozent von 1983 wettzumachen.

Verarmt sind seit 1981 vor allem die Städte und unter ihnen insbesondere die Hauptstadt Lima. Das Pro-Kopf-Einkommen der 19 Millionen Peruaner ist auf den Stand von 1970 zurückgefallen. Und auch Peru gehört inzwischen zu den Ländern mit dreistelliger Inflation.

Uber die Wirtschaftskrise hinaus lastet auf dem Andenland auch der Partisanenkampf der beiden Guerillas „Sendero Lumi-noso” und „Tupacamaru”. Die erste Gruppe, „Leuchtender Pfad”, terrorisiert derart erbarmungslos die Ayacucho-Provinz, daß der Hinweis auf einen „peruanischen Roten Khmer” zutrifft.

Wer immer am 14. April die Wahl oder die nachfolgenden Stichwahlen gewinnt, muß dieses traurige Erbe übernehmen, um dem Land eine Zukunft ohne Bankrott zu sichern.

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